So lernt dein Welpe
In diesem Artikel erfährst du, wie der Welpe lernt. Wenn du das verstanden hast, wird dir wahrscheinlich sehr schnell klar, warum manchmal etwas super funktioniert und so manches überhaupt nicht klappen will.
Und du wirst verstehen, dass du etwas anders machen musst, wenn du etwas anderes erreichen möchtest.
Du bekommst, was du belohnst
Bob Bailey ist ein fantastischer Trainer und von ihm stammt die Aussage: „Du bekommst nicht das, was du möchtest, sondern das, was du belohnst!“
Deine Aufgabe ist also, das beim Welpen zu belohnen, was du haben möchtest. Ganz einfach? Naja, um es mit Radio Eriwan zu sagen: Im Prinzip schon, aber da sind so ein paar Feinheiten zu beachten.
Was ist eine Belohnung?
Definition: Eine Belohnung ist etwas, das dazu führt, dass dein Welpe ein Verhalten häufiger zeigt.
Beispiel: Dein Welpe springt hoch, du schubst ihn runter. Er springt immer weiter hoch. Was ist die Belohnung? Genau: Das Schubsen.
Was tun: Es gibt viele Möglichkeiten. Die aus meiner Sicht beste ist: Belohne den Welpen, wenn er angerast kommt, immer schon BEVOR er hochspringt. Warst du tatsächlich mal zu langsam, dreh dich einfach weg und beachte deinen Welpen gar nicht.
Noch ein Beispiel: Immer wenn dein Welpe sich hinsetzt, bekommt er ein Leckerli. Er setzt sich immer häufiger vor dich hin und schaut dich erwartungsvoll an. Was ist die Belohnung? Richtig! Das Leckerli.
Und noch ein letztes Beispiel: Immer wenn dein Welpe schnell angerast kommt, streichelst du ihm über den Kopf. Dein Welpe kommt immer seltener und / oder langsamer. Was ist die Belohnung? Schade eigentlich, es gibt keine! Der Welpe findet das Streicheln am Kopf doof.
Was tun? Nimm Leckerli oder ein Spielzeug. Dein Welpe wird dir zeigen, was er gut findet! 😉
Dein Welpe sagt es dir
Anhand der Beispiele hast du bestimmt bereits gesehen, dass dein Welpe dir sagt, was eine Belohnung ist und auch was er als Strafe empfindet. Dadurch, dass er etwas öfter tut, zeigt er dir, dass er das, was du da machst oder ihm gibst als Belohnung empfindet. Tut er etwas seltener, solltest du deine Belohnung überdenken, denn dein Welpe sagt dir damit, dass es keine Belohnung ist.
Wie kommt das Signal hinzu?
Wenn du deinen Welpen also für etwas belohnst, wird er es häufiger machen. Davon macht er es aber noch nicht dann, wenn du es sagst. 😯 Und es nützt dir ja nicht so viel, wenn dein Welpe es nur dann macht, wenn er gerade Lust dazu hat oder ein Leckerli möchte. 😉
Hunde verknüpfen Dinge, die unmittelbar NACHEINANDER folgen.
Ein Beispiel: Nach relativ kurzer Zeit wissen alle Hunde, dass es raus geht, wenn der Mensch die Leine vom Haken nimmt. Er hat also gelernt: Leine nehmen bedeutet Gassigehen, weil das Gassigehen immer auf das Nehmen der Leine folgt.
Wie also bringst du deinem Welpen am besten ein Signal (ich finde das Wort schöner als Kommando) bei? Am schnellsten funktioniert das, wenn du das Signal sagst, kurz bevor dein Welpe das Verhalten zeigt.
Leichter gesagt als getan, oder? Woher weißt du, wann dein Welpe das Verhalten zeigt. Nun ja, wenn du mit ihm z.B. Sitz übst und er sich gerade fünf mal gesetzt hat und dafür jedes Mal ein Leckerli kassiert hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich gleich wieder setzt relativ hoch. Beobachte ihn und wenn er Anstalten macht, sich zu setzen, sagst du einfach „Sitz“.
Oft ist auch durch das Locken mit einem Leckerli bereits ein Handzeichen als Signal entstanden. Das kannst du gut nutzen. Dann sagst du einfach das Wort und eine Sekunde später gibst du das Handzeichen, das der Welpe schon kennt. Du wirst nach einigen Wiederholungen merken, dass der Welpe das Verhalten schon zeigt, bevor du das Handzeichen machst. Er hat gelernt, dass nach dem Wort sowieso das Handzeichen kommt.
Beispiel: Dein Welpe setzt sich, wenn du den rechten Zeigefinger hochhältst. Wenn du möchtest, dass dein Welpe sich setzt, wenn du „Sitz“ sagst, mache es so:
. 1 Sek. 1 Sek. 1/2 Sek.
„sitz“ ————> Zeigefinger ———–> Welpe setzt sich ——> Belohnung
Neues und altes Signal NICHT gleichzeitig geben
Sage nicht gleichzeitig „sitz“, wenn du den Finger zeigst! In diesem Fall wird dein Welpe vielleicht früher oder später auch die Bedeutung von „sitz“ lernen, aber es wird auf jeden Fall sehr viel länger dauern. Und wenn du Pech hast, bemerkt er nicht mal, dass du „sitz“ gesagt hast. Er freut sich nämlich, dass er das Handzeichen erkannt hat und setzt sich.
Bei manchen Hunden passiert noch etwas ganz anderes: Sie setzen sich nur noch, wenn Handzeichen – also der Zeigefinger – und Wortsignal – also „sitz“ – zusammen gegeben werden. Das Dumme daran ist, dass die Menschen meist felsenfest davon überzeugt sind, dass ihr Welpe „sitz“ versteht und oft richtig sauer werden, wenn es dann nicht funktioniert.
Timing ist wichtig
Was ist Timing überhaupt? Gutes Timing bedeutet, dass du den Welpen im richtigen Moment belohnst. Du belohnst immer das, was der Welpe gerade in dem Moment macht, in dem du ihn belohnst.
Wenn dein Welpe also bei der Belohnung schon wieder steht, hast du nicht mehr das Sitz belohnt, sondern das Aufstehen. Wichtig ist, dass du lernst, genau in dem Moment zu belohnen, wo das passiert, was du möchtest. Je nachdem, was du üben möchtest, kann der Zeitpunkt variieren.
Beispiel: Dein Welpe lernt gerade das setzen. Dann kommt deine Belohnung immer genau dann, wenn der Popo des Welpen auf der Erde gelandet ist. Kann dein Welpe sich schon schön hinsetzen und er soll lernen, dass er länger sitzen bleiben soll, kommt deine Belohnung erst nach einer Sekunde, später nach zwei Sekunden usw.
Ein Markersignal hilft
Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass es ziemlich schwierig ist, immer genau den richtigen Moment zu erwischen. So ein Welpe ist manchmal ganz schön schnell. Im einen Moment sitzt er noch, im nächsten hat er schon den Schlappen geklaut und rennt davon.
Damit du den richtigen Moment besser erwischt, kannst du ein Markersignal benutzen. Das kann ein Wort oder ein Geräusch sein. Es hat zwei Bedeutungen:
Erstens sagt es deinem Welpen, dass er etwas richtig gemacht hat und zweitens verspricht es eine Belohnung. Du kannst damit oft sehr viel genauer den richtigen Moment erwischen als wenn du direkt eine Belohnung gibst.
Genauer erklärt wird das Markersignal hier.
Dein Welpe will dich nicht ärgern
Wenn dein Welpe etwas nicht macht, von dem du meinst, das er es eigentlich kann, überprüfe die Situation. Was ist anders als sonst? Denke eben auch an solche Dinge wie fehlendes Handzeichen oder eine veränderte Körperhaltung oder eine andere Position. Es ist ein Unterschied, ob der Welpe vor oder neben dir ist.
Wenn ein Hund etwas nicht macht, dann tut er das nicht um dich zu ärgern oder vor dem Nachbarn zu blamieren. Sondern weil er es in diesem Moment in dieser Situation einfach noch nicht kann.
Überleg mal selbst. Du lernst zum Beispiel eine Fremdsprache. Zuhause wusstest du alle Vokabeln, die Grammatik war dir auch klar und jetzt sitzt du in der Prüfung und die einfachsten Wörter fallen dir nicht ein. Kennst du so etwas oder eine vergleichbare Situation? Genauso geht es unseren Hunden. Sie müssen ja sozusagen auch eine Fremdsprache lernen, nämlich unsere Menschensprache.
Und jetzt kommt die Verallgemeinerung
Wenn du gedacht hast, du bist jetzt fertig und dein Hund kann alles, wenn er erst mal Zuhause im Wohnzimmer alles schön so macht, muss ich dich leider enttäuschen.
Hunde lernen sehr kontextbezogen. Das bedeutet, dass sie alles mögliche – und auch Unmögliche 😉 – in der Umwelt mit einbeziehen. Dazu gehört nicht nur das Aussehen und die Ablenkungen, die wir wahrnehmen, sondern auch solche Dinge wie leise Geräusche oder Gerüche, die wir gar nicht erkennen.
Und dann kann es passieren, dass ein Hund das Sitz, das er doch so gut kann, auf einmal nicht macht, weil du bis jetzt immer irgendwo geübt hast, wo ein bestimmter Geruch war.
Wie gesagt, er macht es auf keinen Fall nicht, um dich zu ärgern. Er hat schlicht noch nicht ganz genau gelernt, dass es nur dieses Wörtchen „sitz“ oder der erhobene Zeigefinger ist und alles andere keine Rolle spielt.
Die Ablenkungen langsam steigern
Damit er das lernt, musst du an so vielen verschiedenen Orten und in so vielen unterschiedlichen Situationen wie möglich üben.
Fange immer in einer ruhigen und ablenkungsarmen Umgebung an, also am besten im Haus, wenn nicht gerade Trubel ist. Wenn dein Welpe dort etwas gut macht, kann die erste Ablenkung sein, dass du dich etwas anders hinstellst, dich setzt, legst oder oder oder.
Familienmitglieder können den Hund ablenken und du kannst in verschiedenen Räumen üben. Dann kannst du im Garten üben, dann unterwegs, wenn gerade nichts spannendes zu sehen ist. Nach und nach klappt es dann auch, wenn Ablenkungen durch fliegende Blätter, wackelnde Grashalme, Spaziergänger, vorbeifahrende Autos oder Radfahrer, etc. passieren.
Und wenn es mal nicht klappt?
Hallo! Du hast einen Welpen!!! Er ist gerade im Kindergarten. Wenn etwas nicht klappt, war er zu sehr abgelenkt. Übe mit weniger Ablenkung. Hilf ihm mit Handzeichen, dass er es vielleicht doch noch schafft.
Und wenn es in dieser Situation noch gar nicht geht, hat dein Welpe dir gesagt, dass das noch zu schwierig ist und du in einfacheren Situationen noch ein paar Wiederholungen machen musst.
Mein Plädoyer
Beobachte deinen Hund. Lerne von deinem Hund. Er sagt dir ALLES. Natürlich nicht mit Worten, aber durch sein Verhalten.
Er teilt dir mit, wenn
- er etwas toll findet
- er sich bedroht fühlt
- er etwas nicht kann
- etwas für ihn unangenehm ist
- er sich riesig freut
- ….
Der Hund ist angeblich der beste Freund des Menschen. Und unsere Hunde bemühen sich wirklich, unsere Sprache zu verstehen und passen sich unglaublich gut an eine wahrlich nicht hundegerechte Welt an.
Kann er da nicht erwarten, dass auch der Mensch ein bisschen etwas über seine Sprache und sein Ausdrucksverhalten lernt um ihn besser zu verstehen?
Sollte es da nicht für jeden Hundehalter machbar sein, mit seinem Hund vernünftig und ohne Einschüchterung zu trainieren? So schwierig ist das nicht, wenn man sich ein paar Gedanken macht und lernt, seinen Hund zu verstehen.
Tipp: Hier erfährst du mehr über das Ausdrucksverhalten und die Kommunikation des Hundes.
In diesem Sinne viel Spaß beim richtigen Belohnen zur richtigen Zeit
Claudia
Ich habe einen. 15 Wochen alten Ridgeback Welpen und stöbere gern auf dieser. Seite.
Ich habe eine Frage, meine Kleine folgt recht gut wenn ich sie beim Spaziergang zu mir rufe, sobald ein anderer Hund auftaucht, ist Frauchen vergessen, sie läuft 100 m weit, ohne sich umzudrehen, rufen wird ignoriert, in entgegengesetzter Richtung laufen bringt nichts, sie schaut ja nicht nach mir. Ich möchte sie auf unseren großen Wiesen gern frei laufen lassen, sie genießt das auch, springt wie ein Hase. herum und schnüffelt und buddelt in Mäuselöchern. Wie schaffe ich es, dass sie auch bei Ablenkung zu mir kommt oder ist sie einfach noch zu klein und zu verspielt?
Liebe Grüsse, Steffi
Hallo Steffi,
sie tut ganz einfach, was sich für sie lohnt. Du musst dafür sorgen, dass es sich mehr lohnt zu dir zu kommen. D.h. den Rückruf trainieren und trainieren und trainieren. Und den Hund notfalls mit der Schleppleine absichern. Sonst lernt er, dass es bedeutungslos ist, wenn du rufst.
LG Claudia
Tolle Infos
wir haben immer 2 Hunde, eine 5-jhr. Rauhaardackelhündin und jetzt dazu einen mittlerweile 5-monat. Scottish-Terrier-Welpen. Wenn ein fremder Hund an der Gartentür vorbei geht oder jemand an die Haustür kommt, fängt der Junghund jetzt zu bellen an, der Rauhaardackel geht zur Tür, aber gibt keinen Laut von sich. Wir sind sehr für „positive Verstärkung“ und schenken ihm beim Bellen keine Aufmerksamkeit und loben, wenn er ruhig ist usw. Aber wie soll er erfahren , dass das Bellen und Laut-Geben „unerwünscht“ ist? Sollen wir ihn tatsächlich weiterhin nie dazu ermahnen oder beim Bellen beruhigen? Wir versuchen auch, wenn er bellt, ihn mit zB Spielen oder anderen Aktivitäten abzulenken – mal geht´s , mal nicht.
Wie sollen wir uns beim Bellen des Junghunden verhalten?
Schneller sein als der Hund 🙂
Belohnen BEVOR er bellt oder nach zwei Bellern sagen, okay, ich habs gehört und übernehme und dann das ruhig sein belohnen.
Ich habe seit 2 Monaten einen 5 Monate alten Pudel-Terrier-Mix aus dem Tierheim. Ein toller Hund. Es läuft zu Hause alles super. Nur beim Gassigehen frist er alles. Ob Gras, abgemähtes Gras oder Pferdeäpfel oder sonstiges. Er ist wie eine Mülltonne. Manchmal klappt das Clickertraining, manchmal überhaupt nicht. Wenn man ihn anschließend anleinen will, weicht er einen Schritt zurück (als hätte er angst). Wie soll ich mich hier verhalten?
Das Anleinen üben und das Kommen der Hand positiv verstärken.
Clickertraining funktioniert IMMER.
Wenn etwas nicht funktioniert, dann stimmt etwas mit deinem Timing oder der Belohnung oder oder oder oder nicht.
wir haben einen Yorki Mix Welpen, vier Monate…..sie läuft unsere Treppe, zwischen den Etagen alleine hoch…traut sich dann aber nicht wieder runter und lässt sich auch nicht gern runter tragen…ab wann kann ich mit ihr das runter gehen trainieren und wie?
LG Ute
Ab sofort, lies mal hier: