Haben wir nach Corona lauter asoziale Welpen?
Weil du ja nicht üben und keine anderen Hunde treffen kannst?
Stadt oder Land?
Ganz ehrlich. Ich wohne auf dem Land. Und hier war es nie besser möglich, den Welpen zu sozialisieren als genau jetzt. Denn soviel war hier noch nie los. Das wurde mir von Freunden auf dem Land bestätigt.
Während ich früher jedes Mal losfahren musste, wenn ich jemandem begegnen wollte, kann ich heute sicher sein, bei jedem Gassigang Menschen zu begegnen, die ich in den letzten 20 Jahren hier nicht gesehen habe.
Familien sind mit Kinderwagen, Fahrrädern, Rollschuhen und Rollern unterwegs.
Das einzige, was hier ruhiger geworden ist: Es fährt kaum noch ein Auto bei mir vorbei, weil das Fitness-Studio geschlossen ist.
Und was ist mit der Stadt? Und Menschenmengen?
Welpen sozialisieren funktioniert trotzdem
Die Kindergärten sind leer?
Alle Spielplätze verlassen?
Und auch auf den Schulhöfen befindet sich niemand?
Einkaufszentren sind geschlossen?
Shoppen tut auch niemand?
Macht nichts. Nutze einfach das, was möglich ist. Ich bin der Meinung, es ist wichtig, dass der Welpe lernt, mit neuen Situationen und Dingen umzugehen. Je mehr verschiedene Sachen er bewältigt, um so öfter übt er das. Und um so besser kann er es auch in einer ganz neuen Situation.
Das bedeutet: Lass ihn jeden Tag etwas Neues entdecken. Das funktioniert auch in solchen Zeiten. Denn wir dürfen uns ja immerhin noch frei bewegen. Nur nicht zusammenrotten.
Qualität vor Quantität
Ich bin auch in anderen Zeiten mehr ein Fan von „weniger ist mehr“.
Also nicht auf Teufel komm raus Kontakt um jeden Preis zu jedem und allem.
Lieber 3 Kinder kennenlernen, die super sind als 100 Kinder und eins davon erschrickt den Welpen oder tut ihm weh.
Nutze, was sich bietet
Andere Hundemenschen sind doch auch unterwegs. Hier auf dem Land mehr als sonst. Da gehen Menschen mit Hunden spazieren, die ich noch nie gesehen habe.
In der Stadt kannst du die Parks nutzen. Oder du fährst mal raus. Sonst müssen wir Dorfmenschen uns immer auf den Weg machen.
Ganze Familien sind bei dem schönen Wetter mit Fahrrädern, Rollschuhen, Kinderwagen und Co. unterwegs.
Du willst doch auch später nicht, dass dein Welpe zu jedem hinrennt. Also nutze doch jetzt die Gelegenheit. Geh an Orte, wo die Menschen draußen unterwegs sind und übe das, was dein Welpe später auch machen soll.
Sich zu dir orientieren und ruhig und gelassen an all diesen Menschen vorbeigehen, ist doch eine prima Option. Und das kannst du jetzt wunderbar üben.
Sonst höre ich immer: „Ja, aber die anderen.“ – Jetzt ist Abstand halten angesagt. Freue dich und nutze es.
Und wenn ihr tatsächlich mal auf einen netten (!!!) Hund trefft und die Umgebung es zulässt, können die Hunde sich doch durchaus kennenlernen. Wenn ihr Menschen dabei Abstand voneinander haltet, ist das doch gar kein Problem.
An den anderen Hunden übt ihr das entspannte Vorbeigehen. So wie bei Menschen auch.
Autos sind noch unterwegs. Auch die könnt ihr üben.
Tipp: Nutze Parkplätze von Lebensmittelläden
Und wenn du mit deinem Welpen mehr Menschen auf einen Haufen brauchst, hier ein ganz heißer Tipp: Parkplätze von Lebensmittelläden.
Da kannst du gleich noch das Geklapper von Autotüren, Einkaufswagen, etc. üben.
Ich habe mit Cleo niemals Menschenmassen geübt. Ich hasse Menschenmassen. Im Gegensatz zu diesem kleinen Hund. Der bewegt sich in der Großstadt am Hauptbahnhof im dicksten Getümmel völlig entspannt.
Aber wir haben jeden Tag in ihrem Welpendasein genutzt, um irgendetwas Neues zu entdecken. Ein neuer Weg, ein neues Geräusch, ein neuer Untergrund, eine neue Übung, ein neues Abenteuer unterwegs.
Auf dem Land hat man nie Menschenmengen, Verkehrslärm und was es sonst noch in der Stadt gibt hat. Dafür gibt es bei uns Kühe, Pferde, Ziegen, Schafe.
Statt Bratwurst und Hamburger Resten liegen Hasenköttel und Pferdeäpfel auf dem Weg.
Viele verschiedene Eindrücke sind wichtig
All das kannst du nutzen.
Nochmals, weil ich wichtig finde, dass du das weißt: Aus meiner Sicht geht es mehr darum, den Welpen viele verschiedene Eindrücke sammeln zu lassen. Das geht immer und überall. Wenn er gelernt hat, mit neuen Situationen umzugehen, schafft er das auch später mit etwas, was er zuvor noch nie gesehen hat. Wir schaffen es doch sowieso nicht, ihm alles zu präsentieren, was ihm im Leben begegnen wird.
Deshalb: Los geht’s.
Du bist in Quarantäne?
Aber du bist in häuslicher Quarantäne? Das wäre jetzt tatsächlich der schlechteste Fall.
Gute Nachricht für dich: Auch da kannst du alles Mögliche üben.
Du kannst in diesen 14 Tagen Zuhause alle Maschinen anmachen, die du besitzt. Vom Mixer bis zur Bohrmaschine. Geräusche gibt es auf YouTube. Sogar Hundegebell kannst du dir ins Haus holen.
Und 14 Tage sind ja auch nicht die komplette Welpenzeit. Sondern eben nur 14 Tage davon.
Deshalb: Keine Sorge, dass dein Welpe zum asozialen Wesen wird. Sorge stattdessen dafür, dass er jeden Tag etwas anderes erlebt.
Verkleide dich, humple, geh auf Krücken, krabbel und nutze die anderen Familienmitglieder.
Wenn du Kinder hast, kannst du die auch alle möglichen Ablenkungen machen lassen. Lass sie rennen, Ballspielen, schreien, in die Hände klatschen, …
Sei kreativ. Je mehr unterschiedliche Dinge dein Welpe kennenlernt, umso weniger wird ihn später etwas erschüttern, was er bis dahin noch nie gesehen hat.
Und wenn die 14 Tage um sind, holst du draußen nach, was der Welpe bis dahin draußen verpasst hat.
Keine Angst vor asozialen Welpen
Ganz ehrlich. Ich glaube nicht, dass es von der jetzigen Situation abhängt, wie gut unsere Welpen sozialisiert werden. Es gibt immer solche und solche. Und das wird auch so bleiben. Es hängt an dir. Nicht an anderen. Nicht an Corona.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß mit deinem Welpen.
Genieße die Zeit mit ihm und schau dir vielleicht ein bisschen davon ab, wie er im Hier und Jetzt lebt.
Claudia
Klasse gesagt, bin jeden Tag mit meinen Fellnasen 1,5 Jahre alt und der Krümel ist jetzt 4 Monate. Ich finde es entspannter mit dem Kleinen zu üben auf Abstand als es mit der Großen ging. Zumal wir hier reine Urlauberregion sind und immer viel Trubel ist. So nutzen wir die leeren Parkplätze z.B. für Suchspiele oder Hunde-Ennparken in die Parkbuchten.Futterslalom und und und
Euch allen eine gesunde schöne Zeit Conny, Lisa und Krümel
Super! Ich denke auch, man muss immer einfach das nutzen, was da ist. Und schon klappt es.
Danke für die Tipps. Ich verbringe die Coronazeit in Frankreich relativ abgeschieden auf dem Land. Wie dürfen nur Max 500m raus um das Haus. Mein Welpe ist jetzt 14 Wochen und hat seit 3 Wochen heute das erste Mal wieder einen Hund getroffen. Vor den 3 Wochen lief die freudestrahlend zu jede Hund hin, heute hat sie sich hinter mir versteckt. Ich habe Angst, dass sie komplett unsozialisiert wird.
Hast du Tipps für mich?
LG Eva
Ja, habe ich doch in diesem Beitrag beschrieben.
Wenn du das machst, wird auch der Anblick eines anderen Hundes kein Problem sein.
Tolle Tips, vielen Dank!
Wir gehen zwar noch nicht so weit raus, aber tatsächlich ist viel mehr los als ich befürchtet hatte.. Die erste Begegnung mit einem jungen Rüden hat gut geklappt (ich kannte die Besitzer und den Hund)..
In unseren Tierfachmarkt darf man auch Hunde mitnehmen, da werde ich nächste Woche mit unserem Welpen hingehen..
In BW darf man sich noch zu 2 (in ordnungsmässigen Abstand treffen) daher versuche ich über eine Hundetrainerin andere Hundebesitzer in ähnlicher Situation zu finden als Ersatz für den Welpentreff..
Das ist doch super. Ein paar gute Sozialkontakte sind besser als viele und ein A… dabei.