Gassigehen mit dem Welpen scheint oft eine Herausforderung zu sein. Entweder er will überhaupt nicht Gassigehen oder er bleibt irgendwo ewig lange stehen oder er zieht nach Hause.
Schau dir meine 7 Tipps an, damit das Gassigehen mit deinem Welpen für euch beide zum Vergnügen wird.
Tipp 1: Gib deinem Welpen Zeit
Wenn du es eilig hast, ist das keine gute Zeit, um mit dem Welpen Gassi zu gehen. Dann geh lieber nur kurz an seine „Geschäftsstelle“, wenn du meinst, dass er muss und dann geh wieder nach Hause. Gassigehen dient dazu, dass dein Welpe die Welt erkundet und das ist wie Schaufensterbummeln und geht nicht im Schnelldurchgang. Deshalb gib deinem Welpen so viel Zeit wie er braucht. Du bist ja nicht mit ihm da draußen, um möglichst schnell von A nach B zu kommen, sondern damit er Gelegenheit hat, alles kennenzulernen.
Für dich ist das alles normal und selbstverständlich da draußen – für deinen Welpen ist alles neu.
Tipp 2: Gehe ohne Ziel
Damit meine ich nicht, dass deine Gassigänge planlos sein sollen. Du solltest dir schon überlegen, wo du mit dem Welpen gehen möchtest. Dazu mehr weiter unten.
Es macht allerdings keinen Sinn, dass du dir überlegst, eine bestimmte Runde zu laufen oder du bis zu einem bestimmten Ort kommen möchtest. Es kann durchaus sein, dass diese Strecke nur 10 Minuten dauert, wenn du ganz normal und ohne Welpe unterwegs bist.
Mit Welpe könnte es aber unter Umständen 2 Stunden dauern und das wäre viel zu viel für den kleinen Welpen. Überleg dir lieber, wie lange du ungefähr unterwegs sein möchtest. Eine gute Faustregel findest du im Beitrag „Wie lange mit dem Welpen Gassi gehen?“.
Wenn du nach 100 Metern merkst, dass die Zeit schon fast um ist, weil es so viel Spannendes zu entdecken gab, bist du schnell wieder Zuhause, bevor der Welpe nicht mehr kann.
ACHTUNG: Manche Leute behaupten, dass ihr Welpe locker stundenlang laufen kann. Bitte mach das nicht. Dein Welpe hat ja keine Wahl. Er muss mit. Nimm also Rücksicht. Es ist ein Baby!
Tipp 3: Interessiere dich für das, was deinen Welpen interessiert
Gassigänge mit dem Welpen dienen NICHT zum Geschäft erledigen. Dafür hat der Welpe seine Geschäftsstelle. Tipps zur Stubenreinheit findest du ganz viele, wenn du oben rechts im Suchfeld mal „stubenrein“ oder „stubenreinheit“ eingibst.
Gassigänge sind auch nicht dazu da, dass du irgendwelche Wege erledigst. Du kannst natürlich auch mal so etwas nutzen, z.B. wenn du auf die Bank musst. Aber dann solltest du genügend Zeit einplanen und die Erledigung deiner Bankgeschäfte passiert eher nebenher.
Wenn Gassigänge nicht dazu da sind, dass der Welpe macht, fragst du dich vielleicht, warum du denn dann überhaupt los gehst mit deinem Welpen?
Die Antwort ist einfach: Damit er die Welt kennenlernt. Damit er seine Umwelt erkunden kann. Damit er verschiedene Eindrücke bekommt. Unterschiedliche Menschen sieht. Verschiedene Fahrzeuge und Geräusche hört. Man nennt es auch Sozialisierung.
Und ja – da kann es auch mal sein, dass der Welpe etwas länger an einer Stelle verweilt, z.B. weil sie sehr spannend riecht. Stell es dir einfach so vor wie eine Stadtrundfahrt in einer fremden Stadt für dich.
Du kannst das Gassigehen für deinen Welpen sehr wertvoll machen, wenn du ihm die Zeit gibst, die er braucht, um etwas zu erkunden. Und wenn du dich auch für die Dinge interessierst, die er spannend findet.
Natürlich ist ein Grasbüschel oder ein fliegendes Blatt für dich nicht wirklich eine Sensation, für deinen Welpen ist all das ganz neu. Sag ihm, was für ein toller und mutiger Welpe er ist und wie gut er das macht. Erkunde die Mülltonne, die er gruselig findet, gemeinsam mit ihm. Sei ein toller Kumpel für deinen Welpen da draußen und er wird gerne mit dir Gassigehen und lernt ganz nebenbei, dass er sich völlig auf dich verlassen kann.
Tipp 4: Nimm Futter und Spielzeug mit
Es ist eine gute Idee, VOR der Fütterung mit dem Welpen Gassi zu gehen. Erstens läuft es sich dann leichter, weil der Magen nicht mit Verdauen beschäftigt ist und du kannst – je nach Größe deines Hundes – sein gesamtes Futter oder einen Teil davon zum Belohnen nehmen.
Wenn dein Welpe Spielzeug mag, nimm gerne auch ein Spielzeug mit und belohne ihm mit einem kleinen gemeinsamen Spiel. Stupides Ballwerfen ist übrigens keine gute Idee. Warum, kannst du im Beitrag „Bällchen spielen, aber richtig!“ nachlesen.
Ich bevorzuge immer ein Spielzeug, mit dem ich gemeinsam mit dem Welpen bei mir spielen kann. So ist die Interaktion mit mir auch gleich Teil der Belohnung und mein Welpe lernt, dass es sich lohnt, in meiner Nähe zu bleiben, weil es da toll ist.
Tipp 5: Sorge für Abwechslung
Ich hatte ja schon erwähnt, dass du kein Ziel haben solltest, wenn du mit dem Welpen Gassi gehst. Es ist aber gut, planvoll Gassi zu gehen. Das bedeutet, dass du dir durchaus Gedanken machen solltest, wo du Gassi gehst und die Gassirunden abwechslungsreich gestaltest.
So kannst du dafür sorgen, dass der Welpe alles kennenlernt, was später auch in seiner Umwelt vorkommen kann.
Du könntest z.B. heute rechts rum gehen, weil da eine Schule ist und deinen Gassigang mal so planen, dass ihr dort in der Pause vorbeikommt. Oder du gehst mal am Altenheim vorbei, wo euch vielleicht Menschen mit Krücken, Rollator oder Rollstuhl begegnen. Oder du fährst mal ein Stück raus und gehst da, wo weit und breit keine Straße ist und du deinen Welpen gefahrlos laufen lassen kannst. Oder du gehst mal an einer vielbefahrenen Straße entlang. Vielleicht setzt du dich auch mal mit deinem Welpen auf eine Kaffee in ein Cafe, fährst mit der Straßenbahn oder gehst in ein Geschäft.
Plane deine Ausflüge so, dass du gleich dort startest, wo du mit dem Welpen Gassigehen möchtest.
Ja, ich weiß: Das ist mit ein bisschen Aufwand verbunden. Aber auf diese Weise kannst du ganz toll mit deinem Welpen die Welt erkunden und er wird eine sehr gute Bindung zu dir aufbauen. Natürlich sorgst du immer dafür, dass alle Erfahrungen positiv oder neutral sind, die dein Welpe dabei macht. Und sei sein großer Held. Wenn dein Welpe mal etwas gruselig findest, darfst, nein solltest du ihn unbedingt beschützen. Warum und wieso habe ich im Beitrag „Darf man seinen Welpen beschützen“ ganz genau erklärt.
Und natürlich ist es nicht schlimm, wenn man eine „Hausrunde“ hat. Es ist auch eine gute Idee, einfach mal ganz entspannt eine bekannte Runde zu gehen und das kleine Köpfchen ruhen zu lassen. Und wenn du Lust hast, kannst du auch da für Abwechslung sorgen, wenn du mal rechts rum und mal links rum gehst und unterwegs mit dem Welpen immer mal wieder andere Dinge ausprobierst oder einfach übst, was sich ergibt.
Tipp 6: Nutze die Gassigänge für Erziehungsspaß mit deinem Welpen
In Wirklichkeit hast du gar keine andere Wahl als das Gassigehen zur Erziehung zu nutzen. Denn dein Welpe lernt immer. Du kannst dir aber vorher ein paar Gedanken machen, dein Futter und/oder Spielzeug einpacken und all die Dinge, die dein fantastischer kleiner Welpe ganz toll macht, belohnen.
Wusstest du, dass nicht nur Futter, Spielen und Streicheln eine Belohnung sein kann? Alles, was dein Hund gerne macht oder in dem Moment haben will, kannst du als Belohnung einsetzen.
Wenn du all die Verhalten, die du toll findest, nicht als selbstverständlich hinnimmst, sondern bemerkst UND belohnst, kommst du in eine Engelsspirale aus gutem Verhalten und es bleibt dir und vor allem deinem Welpen viel Frust erspart.
Du hast ein Baby! Dein Welpe ist gerade mal ein paar Wochen auf der Welt. Er muss noch alles lernen. Er versteht deine Sprache nicht. Er kann nicht wissen, was dir gefällt, wenn du es ihm nicht zeigst.
Du kannst erwünschte Verhalten nicht zu viel belohnen. Denk immer daran, dass dein Welpe noch nicht gelernt hat, an lockerer Leine zu laufen und belohne jeden Schritt. Habe Spaß dabei. Freue dich mit ihm. Aber gib ihm eben auch ganz viel Gelegenheit, einfach zu schnuppern, zu schauen, zu staunen.
Leider wird da aus Versehen häufig das Falsche belohnt. Ich mache mal ein Beispiel: Der Welpe ist froh, dass es wieder in Richtung Heimat geht und startet damit, ordentlich an der Leine zu ziehen. Viele Menschen laufen dann brav hinter dem zerrenden Welpen her und der Kleine lernt: „Aha, wenn ich irgendwo hin möchte, muss ich an der Leine zerren!“ – Das ist natürlich nicht das, was diese Menschen üben wollen, aber daran denkt man eben häufig nicht.
Besser ist es, den Welpen an der lockeren Leine so viel zu belohnen, dass er gar nicht auf die Idee kommt zu ziehen. Und wenn es doch mal passiert, bleibt man einfach stehen. Man MUSS NICHT hinter seinem ziehenden Welpen herlaufen. ;-)Wenn der Welpe nicht zu schwer ist und man hat keine Lust zum Üben oder der Gassigang hat sowieso schon länger gedauert als geplant, darf man seinen Welpen auch gerne tragen. Das ist wesentlich sinnvoller, als hinter seinem zerrenden Welpen herzudackeln.
Extratipp
In meinem 7-Tage-Welpenkurs bekommst du noch mehr Tipps, die dir im Alltag mit dem Welpen helfen. Lege jetzt den Grundstein für eine vertrauensvolle Beziehung und sorge dafür, dass dein Welpe zu einem tollen Familienhund wird.
Tipp 7: Nutze die (Um-)Welt
Ja, wirklich. Nutze alles, was euch begegnet. Zur Sozialisierung wie ich es oben schon beschrieben habe. Aber auch zur Erziehung. Wie toll wäre es, wenn dein Welpe von Anfang an lernt, dass es sich am allermeisten lohnt, sich zu dir zu orientieren, wenn euch jemand begegnet? Dann hat man keinen Stress mit dem Anspringen fremder Menschen, niemand fasst den Welpen ungefragt an, der Welpe lernt gleich das, was er später im Leben sowieso machen soll und ihr zwei werdet so ein richtiges Dreamteam.
Du könntest das auch beim Anblick eines anderen Hundes üben und hast dann nicht später das Problem, dass dein Hund schreiend in der Leine hängt, wenn er mal nicht zu einem anderen Hund rennen darf. Wie genau du das übst – egal, ob mit Menschen oder anderen Hunden – kannst du nachlesen bei „Welpe will zu jedem Hund“. 😉 Oh je – darf der „arme“ Welpe denn nie jemanden begrüßen? Und soll er niemals zu einem anderen Hund Kontakt aufnehmen?
Doch, das darf und soll er natürlich. Denn auch das ist wichtig. Aber an geeigneter Stelle mit geeigneten Personen bzw. Hunden. Ich bevorzuge da lieber wenige gute Erfahrungen als unkontrolliertes „Massenbegegnungstraining“, wo sich die Anderen nicht so verhalten, wie ich es gerne hätte, mein Welpe für Verhalten belohnt wird, die ich nicht haben möchte oder sogar mal an den falschen Hund gerät und verletzt wird und dann alle Hunde doof findet.
Fazit
Gassigehen mit dem Welpen dient der gemeinsamen Erkundung der Welt, der Sozialisierung des Welpen und kleinen Erziehungslektionen, um die du gar nicht herum kommst, weil der Welpe sowieso lernt. Deshalb nimm dir Zeit, lass deinem Welpen Zeit und nutze die Gassigänge für kleine gemeinsame Abenteuer mit deinem Welpen, bei denen ihr ganz viel Spaß habt.
Claudia
melde mich sobald ich weiss wann mein Welpe geboren ist, resp. wann ich ihn abholen darf.
Tolle Tipps, gefallen mir sehr und bin auch überzeugt davon. Hatte noch im 1991 Welpenschule und Boxerschule auf eine Art die mir nie gefallen hat. Schutzdienst etc. Wohnte in Basel und waren in der Boxerschule Lörrach. Dann hatte ich einen Hund 5 Monate von GASAH 14 Jahre lang jedoch nie Probleme.
Jetzt mit 67 möchte ich eine tolle schöne Beziehung mit meinem neuen Welpen und sowenig Fehler machen wie möglich. dass wir unsere Gemeinsamkeit in vollen zügen geniessen können.
Super. Das hört sich nach einem guten Plan an.
Ich wünsche dir ganz viel Freude mit deinem Welpen.
Claudia