Immer wieder mal fragen mich Hundehalter, was sie tun können, weil ihr Hund so hibbelig ist. Oder aber auch eine Schlaftablette, mit der nix anzufangen ist. Oder, oder, oder….
Was kann man tun, wenn man einen hibbeligen Hund hat?
Letzte Woche war ich auf wieder auf meiner Lieblingsfortbildung für Hundetrainer, dem Trainingsspezialist Hund bei Katja Frey. Obwohl der „hibbelige Hund“ nicht Thema der Fortbildung war, kam das Gespräch auf genau diese Problematik.
Denn eine Trainerin sagte, dass sie oft Probleme hat, mit ihrem Hund zu trainieren, weil der sehr „hibbelig“ sei. Je nach Übung sei ein ruhiges Arbeiten fast nicht möglich. Und jede Menge Töne macht er auch noch sehr schnell. Die Frustgrenze sei sehr niedrig.
Eine andere Teilnehmerin hat genau das Gegenteil vom hibbeligen Hund: Ihr Hund kommt nur langsam „in die Pötte“ und ist kaum zu motivieren. Ständig muss sie sich etwas Neues einfallen lassen, damit er mit macht. Und er bewegt sich extrem langsam.
Hilft ein Hundetausch?
Da die beiden einander vertrauen, überlegten sie sich, die Hunde beim Training einfach mal zu tauschen. Ziel war, den hibbeligen Hund ruhig(er) zu bekommen und aus dem unmotivierten langsamen Hund einen schnellen und freudig mitarbeitenden Hund zu machen.
Wir alle waren sicher, dass da etwas geht, aber auch gespannt, wie sehr sich das Verhalten der Hunde ändert und wie lange es dauert, bis es sich verändert.
Erfahrungsbericht
Glücklicherweise hat eine der beiden Teilnehmerinnen – und zwar die, die den Hibbelhund bändigen wollte – mir erlaubt, ihr Training und ihre Erkenntnisse aus dem Hundetausch hier zu veröffentlichen. Lies selbst:
Diesen Donnerstag haben wir bei einem spannenden Experiment mitgemacht und Hundetausch im Training gemacht. Getauscht wurden:
– Fuchur: Ein Hund, der im Training meist sehr langsame Bewegungen macht, niemals Geräusche macht, Geschwindigkeit und Promptheit der Ausführung nach Signalen sind verbesserungsfähig.
– Eine Papillon-Dame, die im Training immer sehr schnell unterwegs ist. Sie macht viele Geräusche im Training wie fiepsen oder bellen. Sie zeigt schnell andere Verhalten und Frauchen beschreibt sie als „hippelig“. Hippeln und Geräuschpegel sind verbesserungsfähig. Promptheit und Geschwindigkeit sind super.Wir trainierten jeweils 2 x 10 Minuten d.h. 20 Minuten am Vormittag je Hund. 10 Minuten am Stück bedeuten etwa 5-7 Minuten reine Trainingszeit. Der Rest ist Mitteilen der Beobachtungen und Benennen des nächsten Trainingsschrittes, dabei ist der Hund in der „Pause“.
Es war wirklich verblüffend.
Fuchur war nach ein paar Minuten schnell, sprang hoch und wuffte nach Minute 7 von 20 zum ersten Mal. In Minute 11 und 13 bellte er laut die Trainerin an und zeigte verschiedene Verhalten ohne Signal. (Interpretation des Verhaltens: „Hippelig“, „aufgedreht“, „unkonzentriert“)
Er lernte das geplante Verhalten „dreh dich schnell um deine eigene Achse auf Sichtsignal“ zuverlässig innerhalb der Trainingseinheit.Der Papillon war nach ein paar Minuten ruhig, sprang nicht mehr hoch, machte nach ca. 7 Minuten und für den Rest der Zeit gar keine Geräusche mehr. Er zeigte auch keine Verhalten mehr die nicht abgefragt wurden.
(Interpretation des Verhaltens: „ruhig“, „entspannt“, „konzentriert“)
Er ließ sich in Seitenlage locken und blieb schon einige Sekunden liegen. (Das geplante Verhalten war ruhig auf der Seite liegen/toter Hund/Peng)Wie habe ich das bei dem Papillon gemacht?
1) Primären Verstärker auswählen, sodass der Hund etwas dafür tut, aber sich nicht dafür zerreißt. (z.B. normales Trockenfutter)
2) Bekannte Signale beim Hund abfragen, die zu ruhigem Verhalten auf Dauer führen (z.b. Sitz und während der Hund ruhig sitzt langsam ein Leckerchen nach dem anderen füttern).
3) Springt der Hund auf, hibbelt rum, fiepst, bellt etc. gibt es keine Belohnung. Auch wenn der Hund z.B. sich auf Sitz total schnell setzt und perfekt gerade sitzen bleibt… Wenn er fiept, wimmert, bellt oder zappelt gibt es keine Belohnung, denn dieses Verhalten würde mit belohnt. Der Hund kann nicht differenzieren, für welches der Verhalten, die er gezeigt hat, es jetzt die Belohnung gab.
4) Trainingsschritte so wählen, dass der Hund sie gut schaffen kann. Es sollte kein oder nur sehr wenig Frust im Training aufkommen. Differenziert belohnen (z.b. für schlechte Ausführung ein Leckerchen, gute Ausführung 5 Leckerchen). Dies verhindert, dass der Hund anfängt, diverse Verhalten abzuspulen, wenn ein Verhalten nicht belohnt wurde, er aber doch unbedingt die Belohnung erhalten möchte. So kann man dem Hund signalisieren, dass er auf dem richtigen Weg ist und es kommt kein Frust auf.
5) Keine hektischen Bewegungen oder quietschendes Lob vom Trainer, wenn dies den Hund hochfährt, um die Ruhe im Training auch bei neuen Übungen oder Übungen mit Bewegung aufrecht zu erhalten.Wie hat die andere Trainerin das mit Fuchur gemacht?
Wenn man bei allen oben aufgeführten Punkten so ziemlich das Gegenteil macht, bekommt man auch so ziemlich das Gegenteil.Fazit: „Der Hund ist nicht so.“ – Die Hunde spiegeln unser Training wieder.
Kann man den Hund auf beide Arten trainieren? Ja. Hunde lernen schnell und es kommt auf das persönliche Trainingsziel an, wie man am besten trainiert. Möchte man Geschwindigkeit haben? (Weil man z.b. Agility macht) Möchte man eine ruhige Ausführung haben? (Weil man z.b. Obedience macht oder einen Besuchshund ausbildet)
Ich glaube, alle Beteiligten, Zuschauer und sogar die Referenten waren verblüfft wie schnell die Hunde ihr Verhalten im Training veränderten bzw. fast tauschten. Claudia war als Coach dabei und schaute zu.
Jetzt müssen wir nur noch beide den Mittelweg als Trainer finden, damit wir beide schnelle und stille Hunde bekommen
😊.
Es liegt an uns.
Hunde tun, was sich lohnt
Das war ein tolles Schlusswort. 🙂 😎
Vielen Dank, dass ich diese wertvollen Tipps und Erkenntnisse hier veröffentlichen darf. Dem braucht man nichts mehr hinzuzufügen.
Claudia
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