Leinenführigkeit beim Welpen
Wie übe ich mit meinem Welpen die Leinenführigkeit?
Ähnlich wie beim Kommen hast du auch bei der Leinenführigkeit die große Chance, deinem Welpen SOFORT das aus deiner Sicht richtige Verhalten beizubringen, nämlich an lockerer Leine zu laufen.
Und das ist gar nicht so schwer. Hier bekommst du ein paar Tipps, damit dein Welpe das Zerren gar nicht erst lernt.
Warum zerren dann trotzdem so viele Hunde?
Ich sage mal ganz provokant: Weil sie dafür belohnt werden! 🙂
Ja, ganz viele Menschen belohnen – unbewusst und unfreiwillig natürlich – das Zerren an der Leine.
Am Anfang merkt man den süßen, kleinen Welpe ja kaum beim Zerren. Und er muss ja die Welt erkunden! Also dackelt Mensch brav hinterher. Und wenn die Leine straff wird, noch ein bisschen schneller. 😉
Was lernt der Kleine? Genau! Wenn er irgendwo hin möchte, muss er an der Leine ziehen. Und da das klappt, zieht er weiter.
Langsam werden aus angenehmen sechs Kilos an der Leine dann immer unangenehmere vierzehn oder mehr Kilos und es macht gar nicht mehr so richtig viel Spaß, wenn der Welpe zieht. Und – erschwerend kommt hinzu – es wird immer schwieriger, dagegen zu halten. 🙁
Was ist überhaupt Leinenführigkeit?
Für mich heißt Leinenführigkeit, dass der Welpe bzw. später der erwachsene Hund an lockerer Leine mit mir läuft. Er soll darauf achten, wenn ich langsamer oder schneller werde oder die Richtung wechsel und sich automatisch anpassen.
Sollte sich die Leine mal straffen, ist das nicht dramatisch, wenn der Hund sie von sich aus gleich wieder locker lässt.
Leinenführigkeit ist KEIN Fussgehen!
Und wie wird mein Welpe leinenführig?
Gerade bei der Leinenführigkeit ist absolute Konsequenz erforderlich. Dummerweise ist es so, dass man eher das Gegenteil erreicht, wenn man mal konsequent ist und dann wieder nicht. Der Welpe lernt dann nämlich, dass er nur hartnäckig genug sein muss, und schon funktioniert es doch!!!
Um es mit einem Satz zu sagen: Die straffe Leine darf sich nicht lohnen!
Hilfsmittel Geschirr und Halsband
Da man es manchmal einfach eilig hat und nicht ganz konsequent sein kann, empfehle ich dir die Verwendung von Halsband UND Geschirr. Es gilt folgende Regel:
Am Geschirr wird die Leine befestigt, wenn du keine Zeit oder Lust hast, konsequent zu sein. Da darf der Welpe dann auch mal ziehen. Wenn du die Leine am Halsband befestigt, geht es keinen Millimeter vorwärts, wenn die Leine straff ist.
Dein Welpe merkt den Unterschied deutlich und du kannst ganz entspannt immer dann üben, wenn du Zeit hast. 😉 Und wenn mal jemand anders deinen Welpen führt, ziehst du ihm gar kein Halsband an. Dann kann da auch nichts schiefgehen.
Wie sieht das Training aus? – Die Praxis
Es gibt eine ganze Menge möglicher Trainingsansätze. Rucken gehört übrigens NICHT dazu! Damit wird nur der Mensch für kurze Zeit belohnt, weil die Leine für einen Moment locker wird. Der Welpe lernt dabei nichts und es schadet sowohl dem Kehlkopf als auch der Halswirbelsäule.
Ich möchte hier ein paar nette Methoden vorstellen. Sollte davon nichts bei deinem Welpen funktionieren, kannst du mir eine Mail schreiben.
Egal, welche Methode du verwendest. Für alle gilt: Wenn die Leine am Halsband ist, geht es keinen Millimeter weiter, wenn die Leine straff wird.
Die Neben-mir-ist-es-am-schönsten-Methode
Das ist eine tolle und sehr nette Methode und wenn dein Timing gut ist, bleibt die Leine dabei immer locker! 🙂
Nimm gute Leckerli und deinen Hund an eine zwei Meter lange Leine. Die Leine darf auch länger sein, aber nicht kürzer!
Das erste Leckerli legst du auf den Boden und zeigst es deinem Welpen. Während er frisst, gehst du vorwärts, so weit es die Leine zulässt. Ist dein Welpe fertig und läuft vorwärts, lobst du ihn, wenn er genau neben dir ist und legst ihm ein Leckerli neben deinem Fuß auf den Boden. Wenn er es nicht gesehen hat, zeig es ihm. Während er frisst, gehst du wieder weiter.
Wiederhole das, bis du merkst, dass dein Welpe gar nicht mehr an dir vorbei möchte, sondern schon auf das Leckerli wartet, wenn er neben dir ankommt. Jetzt gehst du ein oder zwei Schritte bevor du das Leckerli hinlegst.
Nach und nach gehst du immer mehr Schritte. Kommt eine große Ablenkung, kannst du auch wieder sofort belohnen. Mit dieser Methode kommst du also auch ganz gut an Ablenkungen vorbei. 😉
Die Baum-Methode
Diese Methode ist im Prinzip das A&O beim Training der Leinenführigkeit. Sobald die Leine straff wird, verwandelst du dich zum Baum. 🙂
Du rührst dich nicht mehr. Du wartest. Bäume sind sehr geduldig! Sie locken nicht, sie schimpfen nicht, sie werden nicht sauer und sie rucken und zerren auch nicht an der Leine. Sie stehen einfach nur da und warten.
Genauso machst du das auch. Und wenn dein Welpe sich entschließt, die Leine locker zu lassen, warte noch ein bisschen. Er soll sich wirklich zu dir orientieren. Am besten kommt er sogar bis zu dir. Und erst dann geht es weiter. Und hey, es ist eine gute Idee, dann gleich den ersten Schritt zu belohnen. Da ist die Leine noch locker.
Sollte er nach dem Weiterlaufen gleich wieder in die Leine laufen, wartest du beim nächsten Mal noch länger. Oder wechsel zur Buch-Methode! 😉
Sollte dein Welpe sich hinsetzen und drauf warten, dass du weitergehst, warte. Warte, bis er sich entschließt, aufzustehen und zu dir zu kommen.
Die Buch-Methode
Nimm dir ein Buch. Das kann ein Buch über Welpenerziehung oder aber ein spannender Krimi sein. Jetzt gehst du mit deinem Buch und dem Welpen an der Leine los. Sobald die Leine straff wird, liest du eine Seite im Buch. 🙂
Wenn du mit der Seite fertig bist, ist die Leine hoffentlich locker. Wenn nicht, lies gleich noch eine Seite hinterher. Ist die Leine locker, geh wieder los. Wird die Leine straff, lies wieder eine Seite. Geh weiter, bis die Leine straff wird, lies eine Seite, usw. usw.
Wetten, wenn du das Buch gelesen hast, geht dein Welpe schön an der Leine?
Die Richtungswechsel-Methode
Diese Methode funktioniert nicht bei Welpen, die ohne Ziel ziehen, also bei Welpen, die, wenn du die Richtung wechselst, gleich wieder in der Leine hängen. Such dir in diesem Fall eine der anderen Methoden aus.
Hast du einen Welpen, der nur zieht, wenn er schnell zu einem bestimmten Ziel möchte, z.B. nach Hause, zu einem bekannten Menschen oder seinem Spielkumpel, dann ist diese Methode sehr gut geeignet.
Das Prinzip ist ganz einfach. Fängt dein Welpe an zu ziehen, weil er zu etwas hin möchte, gehst du einfach in die entgegengesetzte Richtung. Laufe einen kleinen Bogen und gehe wieder in Richtung des begehrten Ziels. Strafft sich die Leine, geht es leider wieder in die andere Richtung.
Jedes Mal, wenn die Leine straff wird, wird die Entfernung zum Ziel größer. Bleibt die Leine locker, geht es zügig zum begehrten Ziel! Achte darauf, in diesem Fall wirklich nicht zu trödeln. Du gehst bei lockerer Leine flott auf das Ziel zu, aber auch flott davon weg, wenn die Leine straff wird.
Achte bitte darauf, den Hund bei den Richtungswechseln NICHT zu rucken! Er soll nicht durch die Gegend gezerrt werden, sondern nur die Erfahrung machen, dass er das begehrte Ziel mit Zerren nicht erreicht!
Die Verkehrte-Welt-Methode
Jetzt bist du mal der Übeltäter und ziehst! 😉 Wenn du diese Übung immer wieder mal machst, lernt der Welpe, dass es sich lohnt, für eine lockere Leine zu sorgen!
Und so geht es: Wenn dein Welpe irgendwo schnuppert, straffst du die Leine und ziehst vorsichtig immer fester – wie immer OHNE Rucken. Halte die Leine straff, so dass dein Welpe Mühe hat, an der spannenden Stelle zu schnuppern. Sobald er die Leine locker lässt, Lob und Belohnung. Wenn er ein Leckerli möchte, gib es ihm. Wenn er weiter schnuppern möchte, ist das auch prima. Dann lass ihn einfach schnuppern.
Wenn du diese Übung immer mal wieder durchführst, wirst du merken, dass dein Welpe aktiv die Leine lockert, wenn er mal zu weit vorgeprescht ist. Wiederholung macht hier den Meister.
Aber mein Welpe zerrt nicht nach vorne, sondern will gar nicht loslaufen!
Das gibt sich von alleine, da kann ich dich wirklich beruhigen. Mehr zu diesem Thema findest du HIER.
Ich hoffe, du hast hier ein paar Anregungen gefunden, die für dich und deinen Welpen passen. Wie immer freue ich mich über eigene Erfahrungen in den Kommentaren.
Claudia
P.S.: Noch mehr coole Tipps zum Sofort-Nachmachen bekommst du in meinem 7-Tage-Welpenkurs. Am besten gleich jetzt KOSTENLOS buchen und loslegen.
