Probleme beim Alleinbleiben
Ist es bei dir auch schon passiert, dass die Nachbarn dir mitgeteilt haben, dass dein Hund die ganze Zeit bellt, während du weg warst? Oder bist du schon nach Hause gekommen und dein Sessel war „explodiert“? Hat dein Hund sich vielleicht in deiner Abwesenheit entleert? Dann hat dein Hund wohl ein Problem mit dem Alleinbleiben.
Was tun, wenn der Hund nicht alleine bleibt?
Der Hund will niemanden ärgern
Zunächst mal ist es wichtig, dass du verstehst, dass dein Hund das nicht tut, weil er dich ärgern oder sich an dir rächen will. Sondern der Hund ist garantiert derjenige, dem es dabei am Schlechtesten geht. Denn er hat Stress. Und den baut er ab. Die einen bellen, die anderen kauen, die nächsten urinieren oder koten.
Nichts davon ist deinem Hund angenehm. Er will dich auch nicht kontrollieren. Es geht ihm wirklich nicht gut. Er kann einfach nicht anders.
Kann der Hund das Alleinbleiben lernen?
Am Einfachsten ist es natürlich, wenn man mit dem Welpen vom ersten Tag an das Alleinbleiben übt. Dann hat man in der Regel später keine Probleme. Wie du damit startest, kannst du HIER nachlesen.
Wenn dein Hund nicht gut alleine bleibt, solltest du so schnell wie möglich mit dem Training zum Alleinbleiben starten. Denn die gute Nachricht ist: Der Hund kann es lernen. Je länger die Problematik allerdings bereits besteht und je panischer dein Hund ist, umso schwieriger wird und um so länger dauert es.
Aber es lohnt sich! Mal davon abgesehen, dass du deine Wohnung behältst, nicht regelmäßig neue Möbel kaufen oder renovieren musst, bringt es deinem Hund endlich Wohlergehen. Und das ist für mich der alles entscheidende Faktor. Dir liegt es doch sicher auch am Herzen, dass es deinem Hund gut gut. Und einem Hund, der nicht alleine bleiben kann, geht es wirklich nicht gut, wenn er es dann trotzdem muss.
Wie kann man das Alleinbleiben trainieren?
In ganz schweren Fällen empfehle ich dir einen kompetenten Trainer vor Ort. Der kann sich auch die Gegebenheiten ansehen und Vorschläge dazu machen, wo du den Hund am besten unterbringst und wie du das Training in DEINEM FALL am besten beginnst.
Ich möchte dir hier aber ein paar hilfreiche Tipps geben, mit denen du das Problem vielleicht schon alleine in den Griff bekommst. Mein Ziel ist übrigens nicht, dass der Hund eine bestimmte Zeit – also z.B. vier Stunden – alleine bleiben kann, sondern dass er grundsätzlich entspannt Zuhause sein kann, wenn er alleine ist.
7 Tipps, die dir beim Training helfen
- Mach dir einen Plan
- Lass dich nicht verfolgen
- Schaffe einen Ruhe-Ort
- Die Panik-Auslöser löschen
- Keine festen Muster
- Sichere Unterbringung
- Kein Alleinbleiben in der Trainingsphase
Mach dir einen Plan
Bevor du startest, ist es gut, wenn du dich noch kurz hinsetzt und dir ein paar Dinge bewusst machst und am besten auch aufschreibst. Beantworte dir solche Fragen wie:
- Wie lange kann mein Hund alleine bleiben?
- Wie schnell nach meinem Weggehen startet die Panik?
- Welche Anzeichen lösen schon vor dem eigentlichen Weggehen Panik aus?
- Rennt dein Hund immer sofort hinter dir her, wenn du zur Tür raus gehst?
- Hat der Hund einen Ort, wo er wirklich entspannt schläft und du kannst machen, was du willst, ohne dass er hinter dir her kommt?
- Gerät er nur in Panik, wenn eine bestimmte Person nicht da ist oder nur, wenn er ganz alleine ist?
- Was machst du mit ihm, bevor du ihn alleine lässt?
- Wann hast du ein paar Wochen Zeit, zu üben OHNE den Hund alleine lassen zu müssen?
- Was könntest du tun, damit dein Hund in der Zeit, wo du das Alleinbleibtraining durchführst, nicht unverhofft lange alleine bleiben muss (Dog-Sitter, Schwiegermutter, Hundekindergarten???? )
Lass dich nicht verfolgen
Es geht dabei nicht darum, dass der Hund dich kontrollieren will oder ähnlichen Quatsch. Aber mal ganz ehrlich: Wenn dein Hund es schon nicht schafft, entspannt liegen zu bleiben, wenn du dich innerhalb des Raumes bewegst oder nur mal kurz in die Küche oder ins Bad gehst, wie soll er es dann schaffen, wenn du ganz weg gehst?
Dein Hund muss nicht auf deinen Füßen liegen, wenn du kochst! Er muss dir nicht beim Duschen helfen und den Müll kannst du auch alleine raus tragen. So blöd sich das anhört, aber viele Hunde schaffen es schon da nicht, entspannt liegen zu bleiben.
Wenn dein Hund zu diesen Kandidaten gehört, kann ich dir nur ans Herz legen, die Hundebox zu trainieren. Damit kannst du super gut trainieren, dass dein Hund an einer Stelle bleibt. Und ja – es kann durchaus sein, dass du anfangs die Tür zu machen musst, bis dein Hund gelernt hat, zu entspannen. Aber sieh es mal so: Ein Baby legst du auch ins Gitterbett, damit es zur Ruhe findet und schläft, sicher untergebracht ist und ihm nichts passieren kann.
Wenn du die Hundebox aus diesem Blickwinkel betrachtest, ist der „Einsperr-Gedanke“ auch weg. Meine Hunde lieben die Hundebox und mit den Hundebox-Spielen kannst du noch viel mehr Dinge trainieren. Damit hast du auch gleich den nächsten wichtigen Punkt erreicht:
Schaffe einen Ruhe-Ort
Dein Hund sollte eine Stelle haben, wo er wirklich entspannt schlafen kann und auch weiß, dass er jetzt Pause hat. Bevorzugt ist das bei mir bei Welpen und auch erwachsenen Hunden, die neu im Haushalt sind, die Hundebox.
Ganz viele Hunde lieben die Hundebox von alleine, weil sie da ihre eigene Höhle haben. Trotzdem solltest du das Training wie beschrieben durchführen, dann bist du auf der sicheren Seite. Dein Hund hat einen Rückzugsort, wo er von allen in Ruhe gelassen wird.
Gleichzeitig weiß er nach einigen Wiederholungen, dass er jetzt Pause hat und er erst wieder dran ist, wenn du es ihm sagst. Oft ist das Alleinbleiben dann gar kein Problem mehr, weil der Hund schon gelernt hat: „In der Hundebox ist Schlafenszeit. Jetzt passiert sowieso nichts!“
Aber komm bitte nicht auf die Idee, deinen Hund jetzt einfach in die Box zu sperren und ihn ein paar Stunden alleine zu lassen! Training ist das A&O. Und das beginnt beim Entspannen während du Zuhause bist und dich im selben Raum bewegst oder höchstens mal in einen anderen Raum verschwindest.
Damit dein Hund entspannt bleibt, musst du jetzt dafür sorgen, dass es keine Muster mehr gibt, an denen er erkennt, dass du gehst und für wie lange du gehst.
Wenn du bereits weißt, dass dein Hund immer zu einer bestimmten Zeit alleine bleiben muss, erkläre diese Zeit zur Schlafenszeit – auch, wenn du da bist. So gewöhnt sich der Hund daran, dass z.B. 8 bis 12 Uhr sowieso nichts passiert und schläft.
Die Panik-Auslöser löschen
Hunde sind extrem gut darin, uns zu beobachten und bestimmte Muster zu erkennen. So wissen sie z.B. genau, dass sie mit dürfen, wenn man die Hundeschuhe anzieht oder dass sie Zuhause bleiben müssen, wenn man den Autoschlüssel nimmt oder eine bestimmte Jacke anzieht.
Damit diese Dinge keine Bedeutung (mehr) haben, musst du sie jetzt andauernd machen, ohne wirklich zu gehen. Ja, ich verstehe deinen Aufschrei. Das ist ein bisschen Arbeit. Aber du möchtest doch einen glücklichen, entspannten und gesunden Hund?
Los geht’s, hier mal ein paar Beispiele, die du immer wieder zwischendurch machen solltest:
- Nimm die Autoschlüssel, leg sie wieder hin
- Geh zur Tür, komm wieder zurück
- Zieh die Schuhe an, zieh sie aus
- Nimm deine Handtasche, leg sie wieder hin
- Nimm den Aktenkoffer, leg ihn wieder hin
- Zieh die Jacke an, zieh sie wieder aus
- Zieh die Jacke an, geh zur Tür, komm zurück und zieh sie wieder aus
- Geh zur Tür, mache die Hand auf die Klinke und komm wieder zurück
- Geh zur Tür, öffne sie, schließe sie und komm zurück
- Nimm die Hundeleine, häng sie wieder hin
- Geh zur Tür, öffne sie, ruf „hallo“ und komm wieder zurück
- Geh zur Tür, öffne sie, geh raus, komm sofort wieder rein
- ….
ALLES, was ein Anzeichen für deinen Hund sein könnte, dass du jetzt gehst, solltest du beim Training einbeziehen. Mach es so oft wie möglich. Deine tatsächlichen Abwesenheiten sollten so kurz sein, dass dein Hund gar nicht darüber nachdenken kann, in Panik zu geraten. Also vielleicht nur eine Sekunde.
Und woran merkst du, dass du mal etwas länger wegbleiben kannst? Wenn dein Hund nicht mal mehr aufschaut, sondern einfach weiter pennt, kannst du auch mal länger weg bleiben. Mal 5 Sekunden, mal 5 Minuten, mal 1 Sekunde, mal eine Minute, mal bist du vor der Tür und unterhältst dich mit der Nachbarin, mal gehst du eine Runde um den Block. Wichtig:
Keine festen Muster
Vorsicht, wir Menschen neigen dazu, Routinen ablaufen zu lassen. Wenn du aber immer die gleiche Reihenfolge hast, wenn du tatsächlich gehst, wird dein Hund das wieder sehr schnell herausfinden. Zumindest in der Trainingsphase sollte das auf keinen Fall passieren.
Also achte darauf, immer etwas anderes zu machen, damit für den Hund nichts erkennbar ist. Auch solche Sachen wie als letztes vor dem Verlassen die Schuhe anziehen, kann ein Zeichen für den Hund sein. 🙂
Du hast es geschafft, wenn es deinen Hund nicht mehr interessiert, ob du raus gehst oder wieder rein kommst. Und ja – das bedeutet, es gibt keine Begrüßung oder große Verabschiedung. Wenn du gerne mit deinem Hund knuddeln möchtest, wenn du ein paar Stunden weg warst, komm erst nach Hause, leg die Tasche ab, zieh die Jacke und die Schuhe aus, atme tief durch und dann feiere ein Fest und freue dich, dass dein Hund entspannt geschlafen hat, während du weg warst.
Sichere Unterbringung
Sollte dein Hund zu den Kandidaten gehören, die die Wohnungseinrichtung zerstören oder urinieren oder koten, verwende die Hundebox. Dort ist der Hund sicher, deine Einrichtung ist sicher, deine gute Laune und die Freude, den Hund wiederzusehen, ist ungetrübt und wenn dein Hund gelernt hat, alleine zu bleiben, kannst du die Hundebox ja offen lassen.
Aber für den Anfang ist es aus meiner Sicht eine gute Idee, den Hund so unterzubringen, dass er nichts zerstören oder verunreinigen kann. Denn wenn du nach Hause kommst und das siehst, sinkt deine Laune – verständlicherweise -, das wiederum merkt dein Hund und beim nächsten Mal hat er noch mehr Stress.
Denn jetzt ist nicht mehr nur das Alleinebleiben schrecklich. Jetzt ist es auch noch schrecklich, wenn Mensch nach Hause kommt, denn der ist dann so merkwürdig.
Ein weiterer Faktor ist: Wenn dein Hund aus jedem Fenster gucken, zur Haustür laufen kann und alle Geräusche dieser Welt mitbekommt, fällt es vielen Hund schwer, sich zu entspannen. Wenn sie gelernt haben, in der Hundebox ist Pause – egal, was sonst los ist und man die Hundebox auch noch geschickt in der Wohnung platziert, hat man auch dieses Problem schon wieder gelöst.
Hunde haben kein schlechtes Gewissen
„Aber der weiß doch ganz genau, dass er das nicht darf. Man sieht ihm das schlechte Gewissen ja sogar an!“ sagen mir die Hundehalter dann oft.
Dabei reagiert der Hund nur mit Beschwichtigungsgesten auf deine Stimmung! Er will dir einfach nur sagen: „Tu mir nix!“ Denn solche Werte wie wir hat er nicht. Er weiß nicht, ob er Wanderschuhe für 200 € angeknabbert hat oder die Schlappen für 5 €. Er kennt nicht den Unterschied zwischen dem echten Berber und dem Flickenteppich. Er hat einfach das genommen, was er zwischen die Zähne bekommen hat.
Kein Alleinbleiben in der Trainingsphase
Hört sich nach einer Menge Arbeit an? Ist es auch! – Aber nochmal, es lohnt sich!!!!
Eine schlechte Nachricht habe ich noch: Wenn du mit dem Training startest, kann es eine ganze Weile dauern, bis dein Hund tatsächlich entspannt liegen bleibt und sich sagt, dass du jetzt schon 547 Mal zur Tür gerannt bist und nichts weiter passiert ist.
In dieser Zeit solltest du den Hund nicht alleine lassen. Sonst würdest du das Training wieder auf den Start setzen und es wäre vergeblich. Beim nächsten Versuch wird es dann noch länger dauern. Deshalb solltest du dir vor dem Start mit dem Alleinbleibtraining eine Strategie für den Notfall überlegen.
- Gibt es jemanden, der bei deiner Abwesenheit beim Hund bleiben kann?
- Nimmt vielleicht ein befreundeter Mensch deinen Hund?
- Vielleicht hast du einen Dog-Sitter oder einen Hundekindergarten in der Nähe?
Mach den Hund damit schon bekannt, bevor der Notfall eintritt. Dann kannst du sicher sein, dass es auch klappt.
Wie lange dauert das Training zum Alleinbleiben?
Es wäre verwegen, hier einen Zeitraum anzugeben. Denn das hängt tatsächlich von vielen Faktoren ab. Ich rate den Menschen immer, mal vier Wochen Urlaub einzuplanen oder – falls das nicht möglich ist – für die Zeiten, wo der Hund allein bleiben müsste, eine andere Lösung zu finden.
Urlaub ist insofern gut, als man viel Zeit hat, die Auslöser zu löschen. Und man könnte dann auch schon starten, die Zeiten zu Ruhezeiten zu machen, wo der Hund später alleine bleiben muss. Du kannst wirklich in Ruhe die Zeiten variieren, die du weg bleibst.
Und du kannst sofort wieder gegensteuern, wenn es doch mal schief gegangen ist. Meine Erfahrung ist: Wenn der Hund es schafft, 30 Minuten alleine zu bleiben, geht es meistens auch länger. Aber eine Garantie gibt es leider nicht.
Fazit
Ja, man kann das Alleinbleiben üben. Es ist nicht ganz einfach und es gibt eine Menge zu beachten. Bei massivem Verhalten empfehle ich auf jeden Fall eine(n) kompetente(n) Trainer(in) vor Ort.
Wenn du dich noch weiter in die Materie einlesen und noch mehr Tipps haben möchtest, lege ich dir diese beiden Bücher ans Herz:
Extratipp
Hör dir auch meine Podcast-Episode „Hilfe, mein Hund bleibt nicht alleine“ an, dort gibt es auch jede Menge Tipps zum Training vom Alleinbleiben.
Ich wünsche dir und deinem Hund ein entspanntes Alleinbleiben