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Ist dein Welpe dominant?


Jeden Tag lese ich, dass ein Welpe etwas tut, weil er so dominant ist. Sogar der Hundetrainer hat es schon in der ersten Welpenstunde gesagt! Was hat es damit auf sich und wie kannst du damit umgehen?

Was ist dran am dominanten Welpen?

Jeden Tag werde ich solche und ähnliche Dinge gefragt:

  • Mein 12 Wochen altes Labbi-Mädchen testet momentan, wie weit sie gehen kann. Sie ist am knurren, knabbern und ständig stellt sie was an. Was kann ich tun, damit sie nicht so dominant ist?
  • Mein 10 Wochen alter Chihuahua wollte gestern seine Grenzen testen! Erst hat er gefressen und dann raste er ins Wohnzimmer und bellte laut. Es hat ihm wohl etwas nicht gepasst und er wollte uns maßregeln. Wie sorge ich dafür, dass er uns nicht dominiert?
  • Meine 11 Wochen alte Welpin beißt uns ständig.. Ich suche eine Möglichkeit, damit ihr klar wird, welchen Rang sie in der Familie hat und das sie nicht an Menschen zu knabbern und zu schnappen hat.
  • Ich war heute das zweite mal in der Welpengruppe und mir wurde gesagt das mein Welpe sehr dominant sei. Er ist mehrmals mit seinen 13 Wochen aufgeritten. Wie kann ich dieses Dominanzverhalten unterbinden, bevor es schlimmer wird?
  • Wenn mein Welpe Sitz machen soll, tut er dieses für eine kurze Zeit und fängt dann mit dem Rumgehampel an. Ist das jetzt einfach nur die Phase wegen „Wer ist hier der Rudelführer“?

Denk doch mal nach!

Es ist sinnlos, dominant zu sein, wenn niemand zum dominieren da ist. Klick um zu Tweeten

Mal ganz ehrlich: Da ist so ein Hundebaby, das seit ein paar Wochen auf der Welt ist und überhaupt noch nicht wissen kann, was für komische Regeln wir Menschen uns so ausgedacht haben. Schauen wir uns die Beispiele mal an:

  • Ein Welpe, der alles anknabbert, ist völlig normal! – Es ist Aufgabe des Menschen, die Wohnung welpensicher zu machen. Dann kann der Welpe nichts anknabbern und auch nichts „anstellen“, was immer das überhaupt bedeutet.
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  • Wenn ein 10 Wochen junger Hund übermütig ins Wohnzimmer gerast kommt und dabei bellt, ist er dominant? – Muss ich dazu wirklich was sagen? Ganz ehrlich: Hirn einschalten und mal nachdenken. Es kann viele verschiedene Gründe geben, warum der Welpe das macht und einer der Gründe kann sein, dass er gerne die Aufmerksamkeit seines Menschen hätte. Aber dann ist es doch die Entscheidung des Menschen, ob er dem Welpen seine Aufmerksamkeit für Bellen schenken möchte oder nicht. Mir erschließt sich nicht im Entferntesten, was das mit Dominanz zu tun haben soll.
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  • Ein Welpe knurrt! – Und das soll bedeuten, dass er dominant ist? Sorry, für mich bedeutet das, dass sein Mensch offensichtlich noch nicht besonders gut die Körpersprache seines Welpen gelernt hat und der Welpe sich gerade extrem unwohl fühlt. Mit Dominanz hat das nun wirklich nichts zu tun. Und du solltest deinem Welpen auch niemals das Knurren verbieten.
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  • Der 11 Wochen junge Welpe beißt und man will das Problem lösen, indem man ihm den Rang in der Familie klar macht? Was heißt das? Was ist damit gemeint? Mal ganz ehrlich: Glaubst du wirklich, dass ein Hundebaby, das seit 11 Wochen auf dieser Welt ist und noch ALLES lernen muss, nichts besseres zu tun hat als die Weltherrschaft zu übernehmen? Oder zumindest die Familienherrschaft? Okay, der Welpe geht ab morgen zur Arbeit, schafft Fressen herbei und sorgt dafür, dass alle ein Dach über dem Kopf haben.
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    Leute – das ist wirklich gigantisch, was ihr da so einem kleinen Wesen alles zutraut. Ich glaube schon, dass unsere Hunde oft unterschätzt werden, aber hier wird der Welpe wohl eindeutig überschätzt. Er hat schlicht und ergreifend noch nicht die Beißhemmung gelernt. Und es ist Aufgabe seiner Menschen, ihm zu zeigen, wie er seine Zähne richtig einsetzt.
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  • Weil ein 13 Wochen junger Welpe aufreitet, ist er dominant. Es kann in der Tat sein, dass ein Hund auf diese Art und Weise genau diesem einen Tier zeigen möchte, dass er ihn dominieren möchte. Es kann aber ebenso gut einfach eine Übersprungshandlung sein, was bei Welpen bei Überforderung sehr schnell passiert. Oder es kann einfach nur Sex sein. Was man daraus ganz sicher nicht schließen kann, ist, dass es sich um einen dominanten Welpen handelt, denn den gibt es nicht.
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  • Kommen wir mal zu dem Sitz-Beispiel. Nur, weil sein Mensch dem Hund etwas beigebracht hat, was so wohl nicht ganz geplant war, ist es mehr als eine absurde Idee, dass auf eine „Wer-ist-der-Rudelführer-Phase“ – was auch immer das ist?!?!? – zu schieben.
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    Leute: Eure Hunde tun genau das, was ihr ihnen beibringt. Wenn es nicht das ist, was ihr wolltet, kann der Hund nichts dafür. Fasst euch dann bitte an die eigene Nase und überlegt, wie ihr es dem Hund anders beibringen könnt. Also was ihr am Training ändern könnt, damit es klappt. Aber schiebt es nicht auf irgendwelche ominösen Theorien.

Und was ist mit der Rudeltheorie und dem Rudelführer?

Tja, auch da muss ich dich leider enttäuschen. Alle, die das immer noch heranziehen für irgendwelche gewalttätigen Maßnahmen am Hund, haben es leider verpasst, sich in den letzten 20 Jahren fortzubilden.

Rafael Scheer hat es in der FB-Welpengruppe mal so schön auf den Punkt gebracht:

rudelführerMal zum Thema Rangordnung, Rudeltheorie, Alphatier und diesem ganzen Blödsinn:

Punkt 1: Wir Menschen können gar nicht „Rudelführer“ sein! Mensch und Hund bilden schlichtweg kein Rudel.

Punkt 2: Viel wichtiger noch als Punkt 1! Die komplette Rudeltheorie basiert auf Beobachtungen, die in den 70er Jahren an Wölfen gemacht wurden. Das waren aber in Gefangenschaft lebende Wölfe. Also eine vom Menschen zusammengewürfelte Gruppe von Wölfen, die auf viel zu engem Raum zusammenleben musste. Natürliches Verhalten zu beobachten war da überhaupt nicht möglich.

Heutzutage wissen wir, dass freilebende Wölfe sich komplett anders verhalten. Wolfsrudel sind geprägt von respekt- und liebevollem Umgang. Das Leitpaar hat es gar nicht nötig, sein Rudel zu dominieren, sondern übernimmt Verantwortung und beschützt es.
Ich könnte ganz viel zu diesem Thema schreiben, aber als kleiner Denkanstoss sollte das hier mal genügen!

Ist dein Welpe dominant? Klick um zu Tweeten

Ich finde es durchaus angebracht, seinen Welpen anzuleiten und ihm auf für ihn verständliche Weise zu zeigen, was ich von ihm erwarte. Das hat aber nichts mit Unterwerfen, Dominanz oder Gewalt zu tun. Ich habe in einer meiner Lieblingsepisoden in meinem Podcast Mein lieber Hund zum Thema Rudelführer meine Meinung zu dem Thema mal etwas genauer erläutert.

Extra – Beitrag anhören

Diesen Beitrag gibt es auch als Podcast-Episode. Also wenn du keine Lust zum Lesen hast, hör einfach rein.

Fazit

Vergiss einfach diese Begründungen mit der Dominanz und glaube auch nicht, wenn dir jemand erzählen will, du löst irgendwelche Erziehungsprobleme, indem du der Rudelführer bist.

Die Lerngesetze können nicht ausgehebelt werden. Klick um zu Tweeten

Die Lerngesetze heißen Gesetze, weil sie gelten wie die Schwerkraft. Sie funktionieren. Jeder kann für sich entscheiden, was er davon anwenden möchte. Ich habe mich für den netten Weg entschieden. Und ja – ich habe es früher anders gemacht. Ich hatte Bauchschmerzen dabei. Und deshalb lerne ich seit über 20 Jahren jeden Tag ein bisschen dazu, damit ich es immer besser machen kann und meine Hunde noch mehr Spaß mit mir haben.

Welchen Weg willst du gehen? – Ich weiß, welchen Weg dein Hund wählen würde.

Claudia

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  1. Guten Tag,
    ansich ist Ihre Seite gut geschrieben und wertet nette Tipps auf für die „Hundeanfänger“.

    Was ich als konstruktive Kritik äußern möchte, ist in den ersten Absätzen gleich mehrmals zu lesen; Hirn einschalten, nachdenken ect., was Leser abschreckt bzw. ein eher angegriffenes Gefühl erbringen könnte.

    VLG Pries

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