So kommt dein Welpe
Mit dem Welpen schon den Rückruf trainieren
Viele Menschen haben das Problem, dass ihr Hund nicht zuverlässig kommt, wenn sie ihn rufen. Solange nichts anderes in Sicht ist, klappt es meist ganz gut, aber sobald der Hund irgendwo eine Ablenkung entdeckt, läuft er lieber dorthin.
Schafft man sich einen älteren Hund an, kann es etwas schwieriger sein, das Kommen zu trainieren. Mit einem Welpen ist es aber ganz einfach. Leider nutzen die meisten Menschen diese tolle Chance nicht.
Hier liest du, warum es mit dem Welpen einfach ist und was du tun kannst, damit er auch später noch kommt.
Welpen haben einen natürlichen Folgetrieb
Das Gute bei Welpen ist, dass sie ganz genau wissen, dass sie verloren sind, wenn sie alleine auf der Welt sind. Deshalb folgen sie ganz automatisch ihrem Menschen – vorausgesetzt, sie lernen nicht, dass ihr Mensch immer brav hinter ihnen läuft und aufpasst.
In diesem Fall brauchen sie sich ja keine Sorgen zu machen und müssen nicht darauf achten, wo ihr Mensch ist. Wenn der dann noch ständig ruft, kann sich der kleine Pimpf sogar außer Sichtweite wagen. Dann hat er nicht nur gelernt, dass er nicht auf seinen Menschen achten muss, sondern auch noch, dass das Rufen seines Menschen ausschließlich dazu dient, dass er weiß, dass sein Mensch noch in der Nähe ist. 🙁
Wenn er aber einmal die Erfahrung macht, dass sein Mensch verschwunden ist, wenn er nicht aufpasst, wird er in Zukunft darauf achten, wo sein Mensch ist.
So nutzt du den Folgetrieb praktisch
Wann immer keine Gefahr z.B. durch Straßen droht, lass deinen Welpen ruhig frei laufen. Ganz wichtig: Immer, wenn der Kleine sich zu dir umdreht oder auf dich zugelaufen kommst, lobst du ihn. Du darfst ihm auch ruhig ein Leckerli geben, wenn er bis zu dir kommt. Denn diese Rückorientierung zu dir ist schon die halbe Miete.
Es wird sicher früher oder später mal passieren, dass dein Welpe einfach los läuft oder mal irgendwo stehen bleibt und schnuppert. Den Moment nutzt du mal ganz bewusst und versteckst dich. Wenn kein Baum oder Strauch oder Graben zur Verfügung steht, hock dich einfach hin und bewege dich nicht. Hunde sind „Bewegungsseher“ und still stehende Objekte sind für sie viel schwerer zu erkennen.
Beobachte deinen Welpen! Wenn er aufschaut und merkt, dass du nicht mehr zu sehen bist, wird er entweder die Beine in die Hand nehmen und lossausen oder sich verunsichert umschauen. In dem Moment rufst du EINMAL den Namen deines Welpen (den er hoffentlich schon kennt!). Dabei darfst du dich dann natürlich auch wieder bewegen, damit dein Welpe dich besser sieht.
Jetzt kommt dein Welpe wahrscheinlich auf dich zugerannt, weil er froh ist, dass er dich wiedergefunden hat. Und er wird in Zukunft darauf achten, dass du dich nicht zu weit entfernst.
Es klappt nicht – der Welpe kommt nicht
Das hat meist eine von zwei Ursachen. Entweder hat der Welpe schon gelernt, dass du sowieso auf ihn achtest und ist gar nicht beunruhigt, weil er weiß, dass du auf jeden Fall auf ihn aufpasst. In diesem Fall lass den Kleinen mal ein bisschen länger „schwitzen“. Wenn er sich einfach weiter seinen Dingen widmet ohne auf dich zu achten, verschwinde wieder und dieses Mal wartest du etwas länger. Bis du bemerkst, dass er wirklich ein wenig in Panik ist. Oder schau mal im nächsten Absatz, ob du dort die Ursache findest.
Zweitens könnte es sein, dass er sich in der Umgebung schon sehr sicher fühlt. Das kann passieren, wenn du das dort übst, wo ihr jeden Tag lauft. Nimm deinen Welpen, fahre irgendwo hin, wo ihr bis jetzt noch nie ward und übe dort. Achte immer darauf, dass keine befahrenen Straßen in der Nähe sind!
Und was hat das mit Kommen zu tun?
Ein Welpe, der sich zu dir orientiert, ist viel leichter zu rufen als ein Welpe, der gelernt hat, dass deine Signale bedeutungslos sind. Deshalb ist diese Orientierung zu seinem Menschen eine gute Basis dafür, dass dein Welpe kommt.
Und du hast mit diesem Verhalten schon das Kommen und brauchst es „nur noch“ zu taufen und zu belohnen.
Überlege dir ein Signal
Wie möchtest du deinen Welpen rufen? Wenn du heute „Komm“, morgen „Komma her“, übermorgen „Hier“ und nächste Woche „Hierher“ rufst, machst du nicht nur dir, sondern auch deinem Welpen das Leben schwer. Deshalb überlege dir, wie genau du deinen Welpen rufen möchtest. Du kannst auch eine Hundepfeife benutzen.
Eine Pfeife hat den Vorteil, dass sie immer gleich klingt, auch wenn du etwas siehst und nicht ganz sicher bist, ob dein Welpe kommt. Der Nachteil ist, dass sie nicht hilft, wenn du sie Zuhause vergessen hast. Ich habe das Problem für mich so gelöst, dass Leine und Pfeife am gleichen Haken hängen und so habe ich sie immer dabei.
Da ich es nicht schaffe, mein „Hiiiiiiiiier“ immer gleich klingen zu lassen – es klingt einfach anders, wenn ich ein Rudel Rehe sehe -, benutze ich die Pfeife. 😉
Trainiere das Signal
Wie lernt dein Welpe, dass er kommen soll, wenn er dein Signal (Wort oder Pfeife) hört? Ganz einfach! IMMER, wenn er auf dich zugelaufen kommt, pfeifst du oder rufst das von dir gewählte Wort und es gibt eine tolle Belohnung bei dir. Sei nicht geizig! Du darfst auch ruhig mal ein Stück Wurst oder Käse oder was immer dein Welpe besonders gerne mag, hervorzaubern.
So verbindet er das Signal mit dem zu dir Kommen und einer tollen Belohnung!
„Aber wenn er doch schon kommt, brauche ich doch nicht zu rufen!“ höre ich dann oft.
In der Phase des Lernens weiß dein Welpe ja noch gar nicht, was das „Komm“ oder die Pfeife für eine Bedeutung hat und deshalb ist es wichtig, dass du genau dann rufst, wenn dein Welpe das richtige Verhalten – zu dir kommen – zeigt, damit er es miteinander verknüpft. Und damit er das Spiel ganz toll findet, gibt es eben die super tolle Belohnung.
Ein Tipp noch: Rufe in dieser Phase noch nicht, wenn dein Welpe gerade sehr abgelenkt ist.
Welpe kommt mit Ablenkung
Wenn du merkst, dass dein Welpe rasend schnell kommt und sich riesig freut, wenn du dein Komm-Signal gibst, kannst du mit Ablenkungen üben. Fange mit weniger spannenden Dingen an oder solchen Ablenkungen, die sehr weit weg sind.
Nach und nach kann es dann immer schwieriger werden. Wenn du Lust hast, schreib einfach mal auf, was deinen Welpen so alles ablenkt. Du kannst es dann sortieren nach kleinen, mittleren und großen Ablenkungen. Am Anfang solltest du immer mit kleinen Ablenkungen üben.
Beispiel für eine Ablenkungsliste
kleine Ablenkungen | mittlere Ablenkungen | große Ablenkungen |
wackelnder Grashalm | wegfliegender Vogel | Hunde, die begegnen |
Mensch in 200 m Entfernung | Mensch in 50 m Entfernung | Jogger, die überholen |
fliegendes Blatt | andere Hunde in 100m Entf. | alles, was sich bewegt nah |
Jogger in 300 m Entfernung | Jogger/Walker 200m Entf. | Kinder, die zu uns kommen |
Traktor auf Feld | vorbeifahrender Traktor | Mist auf dem Boden |
sitzender Vogel | rennende Kinder in Entf. | weglaufender Hase |
anderer Hund in 200 m Entf. | Rehe weit weg auf Feld | Katze, die wegrennt |
Kinder 200 m weg | Trockenfutter auf Boden | Würstchen auf dem Boden |
Hundebellen | Ball, der ruhig liegt | fliegender Ball |
Die Tabelle kann bei deinem Welpen natürlich ganz anders aussehen. Du fängst mit den Ablenkungen in der ersten Spalte an zu üben und wenn die gut klappen, kannst du solche aus der zweiten Spalte nehmen.
Ziel ist immer, dass du es so einfach machst, dass dein Welpe kommt.
ACHTUNG! ACHTUNG! ACHTUNG! Auch wenn du mit Ablenkung übst, gilt folgende Regel: Von zehnmal rufen, rufst du neunmal genau dann, wenn dein Welpe eh schon zu dir läuft. JA! Du hast richtig gelesen. Und hier kommt der Grund.
Es lohnt sich für deinen Welpen, wenn er zu dir kommt. Logisch, oder? Er bekommt Leckerli, manchmal sogar ein ganz besonderes Schmankerl und er kommt gerne zu dir. Dadurch wird das Rufen für den Welpen an sich schon zur Belohnung, denn er weiß ja: „Mmmmmhhhh, jetzt kann ich etwas Tolles verdienen!“
Wenn du jetzt also nur noch rufst, wenn dein Welpe sich gerade aus dem Staub macht oder einen Jogger verfolgt oder hinter einem Radfahrer her läuft, was lernt er dann? RICHTIG! Wenn du einen klugen Hund hast – und 99,9999% aller Hunde sind klug – wird er sehr schnell herausfinden, dass er von dir weglaufen muss, damit du ihn rufst. Das ist natürlich nicht das, was du erreichen möchtest.
Deshalb wiederhole ich noch einmal den vielleicht wichtigsten Satz hier: Von zehnmal Rufen rufst du neunmal dann, wenn dein Welpe schon auf dem Weg zu dir ist. Damit belohnst du, dass er sich zu dir orientiert.
Und wenn der Welpe es kann?
Viele fragen dann: „Jetzt kann mein Welpe es. Wann kann ich aufhören zu belohnen?“
Mal ganz im Ernst! Bist du wirklich sicher, dass dein Welpe in absolut JEDER Situation ohne Nachzudenken kommt? Wenn das wirklich so ist, herzlichen Glückwunsch! Dann hast du tolle Arbeit geleistet.
ABER! Wenn du jetzt nie mehr belohnst, dass er kommt, kann ich dir versprechen, dass er irgendwann nicht mehr so freudig und zuverlässig kommen wird. Es lohnt sich ja nicht. Wenn statt dessen ein tolles Spiel mit dem Hundekumpel winkt – wofür wird er sich entscheiden?
Deshalb gilt: Auch in Zukunft belohnst du immer mal wieder, wenn der Welpe kommt. Du musst nicht jedes Mal eine fette Belohnung geben. Belohne einfach die Versuche, wo der Welpe besonders schnell angerast kommt. Oder wenn er angerast kommt, obwohl eine große Ablenkung da war. Und ab und zu kannst du auch mal etwas Besonderes hervorzaubern. 🙂
So erreichst du, dass dein Hund auch in Zukunft freudig und schnell zu dir kommt.
Viel Spaß beim Training wünscht dir
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