Ab wann kann man den Welpen ohne Leine laufen lassen?
Mit oder ohne Leine – das ist hier die Frage
Es kommt immer wieder vor, dass mich Leute anrufen und fragen, wann sie denn ihren Hund ohne Leine laufen lassen können. Wenn ich dann nachfrage, wie alt der Hund ist und seit wann sie ihn haben, stellt sich häufig heraus, dass sie ihn mit im Alter von 10 Wochen bekommen haben und er inzwischen bereits fast ein Jahr alt ist.
Bisher haben sie sich aber nie getraut, ihn von der Leine zu lassen! Aus Angst, dass er wegläuft und nicht wiederkommt. Oder sie haben es einmal probiert und hatten dann Mühe, ihren Junghund wieder einzufangen.
Danach haben sie sich dann natürlich erst recht nicht mehr getraut, ihn laufen zu lassen. 🙁
Chance vertan
Wer seinen Welpen nie ohne Leine laufen lässt und ihm nicht beibringt, dass er auf seinen Menschen achten muss, vertut eine große Chance. Es ist so einfach, mit einem Welpen die Rückorientierung und das Kommen zu üben wie nie mehr wieder im Leben eines Hundes.
Wie das genau mit dem Kommen üben geht, kannst du HIER nachlesen.
Folgetrieb des Welpen ausnutzen
Deshalb gilt die Regel: Lass den Welpen von Anfang an ohne Leine laufen. Natürlich machst du das nicht an einer stark befahrenen Straße oder in der belebten Fußgängerzone.
Aber wenn du in Feld, Wald, Wiese bist, lass deinen Welpen ruhig ohne Leine laufen, wann immer keine Gefahr durch Verkehr droht. Er wird dir folgen, denn er hat bis ca. zur 16. Woche einen natürlichen Folgetrieb.
Er weiß sehr genau, dass er alleine auf der Welt verloren wäre. Deshalb wird er darauf achten, dich nicht zu verlieren! – Wenn du ihn lässt jedenfalls. 😉
Dein Welpe muss auf dich achten
Wieso lässt? Du verscheuchst ihn ja nicht, wenn er hinter dir her läuft, oder?
Das meine ich damit auch gar nicht. Oft sieht es aber so aus:
Der Welpe läuft ohne Leine und entfernt sich mal ein paar Meter. Sofort gerät sein Mensch in Panik, dass er davonlaufen könnte oder ihm etwas passieren könnte. Und rast die ganze Zeit hinter ihm her. Und wenn er sich noch ein paar Meter weiter weg traut, gerät Mensch völlig außer sich, ruft und läuft hinter dem Welpen her.
Dann hat der Welpe es gar nicht nötig, sich an dir zu orientieren. Denn du hast den Spieß ja umgedreht. Du orientierst dich am Welpen! Ups, das ist der falsche Plan. 🙁
So geht es besser!
Lass deinen Welpen ruhig mal ein Stück laufen. Lass ihn mal am Wegrand schnuppern. Lass ihn mit ein paar Blättern spielen. Und verhalte dich ruhig.
Rufe ihn nicht! Laufe nicht hinter ihm her! Warte einfach. Bleib ganz locker und entspannt. Dein Kleiner wird es überleben und auch nicht verloren gehen.
Irgendwann wird er sich zu dir umdrehen, um sich zu versichern, dass du noch da bist und das ist der Moment, in dem du rufen darfst. Es reicht schon, wenn du nur seinen Namen rufst und ihn lobst und belohnst, wenn er dann angelaufen kommt.
So lernt er, dass es sich lohnt, immer wieder mal nach dir zu schauen.
Wenn er sehr lange nicht auf dich achtet, kannst du dich auch langsam von ihm entfernen. Beobachte ihn aus den Augenwinkeln. Sollte er bemerken, dass du dich aus dem Staub machst und kommt angerast, super! Lobe und belohne ihn. 🙂 🙂 🙂
Interessiert es ihn nicht, verstecke dich. Wenn nichts zum Verstecken da ist, hocke dich hin und mach dich klein. Bewege dich nicht.
Spätestens jetzt wird dein Welpe sich sorgen. Orientiert er sich in die falsche Richtung, darfst du einmal rufen. Ansonsten lass ihn ruhig ein bisschen schwitzen, bis er dich findet. Beim nächsten Mal passt er dann besser auf. 😉
Also Welpen am besten immer ohne Leine laufen lassen?
Nein! Auch die Kandidaten habe ich dann hier stehen, weil der Junghund ein Riesentheater macht, wenn er irgendwann an die Leine soll.
Natürlich ist es toll, wenn man so wohnt, dass der Hund eigentlich nie an die Leine muss. Aber irgendwann im Leben gibt es garantiert eine Situation, wo der Hund doch mal an der Leine laufen muss. Und dann ist es von Vorteil, wenn er es gelernt hat. Dann gibt es auch keinen Stress. Für ALLE Beteiligten. 😉
Ich selbst wohne so, dass ich einfach ohne Leine mit meinen Hunden loslaufen kann. Trotzdem laufe ich jeden Tag wenigstens einmal – meistens sogar zweimal – durch den Ort und übe das Laufen an der Leine.
Von Anfang an mit und ohne Leine
Es ist in unserer Umwelt wichtig, dass ein Hund gelernt hat, an der Leine zu laufen. Ich finde es genauso wichtig, dass der Hund gelernt hat, ohne Leine zu laufen und sich trotzdem an seinem Menschen zu orientieren und zu kommen, wenn man ihn ruft.
Denn ein ganzes Hundeleben an der Leine finde ich persönlich wenig artgerecht. Je besser dein Hund auf dich achtet und auch zurückkommt, wenn du ihn rufst, um so mehr Freiheit kannst du ihm gewähren.
Den Grundstein legst du am besten mit deinem Welpen, indem du vom ersten Tag an beides mit ihm übst.
Kann man zuviel belohnen?
Manchmal stellen mir die Leute dann die Fragen, wie lange sie denn ihren Welpen noch belohnen müssen, wenn er kommt. Und ob sie ihn zuviel belohnen können.
Ich bin der Meinung, dass die Orientierung zurück zu seinem Menschen NIEMALS zuviel belohnt werden kann. Je mehr du das belohnst, um so mehr Masse baust du auf. Um so lieber wird dein Hund zu dir kommen. Auch ohne Leine. 😉
Es schadet ja nichts, wenn er zunächst zu dir kommt, wenn er seinen Spielkumpel sieht und dich „fragt“, ob er dahin darf. Dann kannst du ihn zur Belohnung hinlaufen lassen.
Nicht ganz so schön ist es, wenn er einfach losrennt, egal, was er sieht oder ob eine Straße auf dem Weg zum Ziel liegt.
Zuviel belohnen kann man aus meiner Sicht auch nicht – man kann nur das Falsche belohnen. Deshalb achte darauf, dass du das belohnst, was du haben möchtest. Dann ist die Welt in Ordnung.
Beherzige die Tipps hier, dann wirst du keine Probleme haben. 🙂
Tipp zum Schluss
Alle Welpen haben den Folgetrieb und schauen sich nach ihren Menschen um. Wenn sie gelernt haben, dass sie auf ihren Menschen achten müssen, bleibt das auch später so. Und auch wenn sie ins Rüpelalter kommen und austesten, was so alles geht und was nicht, drehen sie sich immer wieder zu ihrem Menschen um, wenn sie das gelernt haben.
Leider nehmen viele Menschen das als selbstverständlich und „antworten“ ihren Hunden nicht. Irgendwann sagt sich der Hund dann: „Es lohnt sich nicht, sich umzudrehen und meinen Menschen zu fragen, ob noch alles okay ist.“ Und dann hört er auf damit und macht sein eigenes Ding. Wie schade! 🙁
Deshalb mein Tipp: Antworte IMMER, wenn dein Hund sich umdreht und dich fragt. Das kann ein kurzes Nicken oder „alles ok“ sein, Hauptsache, ihr bleibt in Kontakt! 😉 Und wenn es ab und zu mal ein Spiel, ein Leckerli oder eine Streicheleinheit dafür gibt, schadet es auch nicht! 🙂
P.S.: Und damit du die Fehler NICHT machst, die fast alle Hundebesitzer machen, höre dir auf jeden Fall meine Podcast-Episode zum Thema an: „Hilfe, mein Hund kommt nicht, wenn ich ihn rufe!“