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Du fragst – ich antworte: Darf man seinen Welpen beschützen, wenn er Angst hat?


Hund beschützen – ja oder nein?

welpe beschuetzenDeine Frage:

„Mein Welpe ist seit 2 Tagen bei mir und er hat draußen sehr viel Angst und möchte sich hinter mir verstecken. Mir wurde gesagt, ich darf ihn das auf keinen Fall tun lassen. Ich soll ihn komplett ignorieren. Er muss da durch und muss lernen, alleine damit klar zu kommen. Mir fällt das total schwer, für mich fühlt sich das falsch an!“

Meine Antwort:

Es ist wirklich traurig, dass immer noch empfohlen wird, Hunde – und insbesondere Welpen – einfach zu ignorieren, wenn ihnen etwas unheimlich ist, sie sich fürchten und sich an ihren Menschen wenden. Und ich finde es ganz toll, dass sich das für dich falsch anfühlt. Offensichtlich bist du ein warmherziger und mitfühlender (und -denkender) Mensch mit gesundem Menschenverstand. Genauso wenig wie du ein 2jähriges Menschenkind, das z.B. am Bahnhof Angst hat, ignorieren würdest, machst du das mit einem Welpen.

So vertraut dir dein Welpe

Wie würdest du dich fühlen?

ängstlichen welpen beschützenMan weiß inzwischen, dass Hunde – und alle anderen Tiere – Gefühle und Empfindungen haben. Wenn du an eine/n Hundetrainer/in gerätst, die dem Hund das abspricht, such am besten gleich das Weite. Offensichtlich ist er oder sie nicht so ganz auf dem neuesten Wissensstand.

Und dann stell dir mal vor, wie du dich fühlen würdest, wenn du vor etwas wirklich Angst hast oder dich auch nur unsicher fühlst und dein bester Freund, der bei dir ist, dreht dir einfach den Rücken zu und ignoriert dich. Obwohl er die Situation kennt und dir helfen könnte. Oder stell dir ein Kind vor, das vor etwas Angst hat und sich hinter dir versteckt. Würdest du das ignorieren? Oder nimmst du es an die Hand und erklärst es und ihr erkundet es oder vielleicht hat es sich auch so erschreckt, dass ihr an dem Tag einfach nur aus der Situation rausgeht und an einem anderen Tag neu startet.

Ohne den Hund vermenschlichen zu wollen, aber ich stelle mir gerne die Frage: „Wie würde ich mich fühlen, wenn ich so behandelt werde?“ Und wenn die Antwort ist, dass ich mich dabei schlecht fühlen würde, denke ich zumindest sehr darüber nach, ob ich meinem Hund das antun möchte.

Du bist der Held

Du hast dich entschieden, einen Welpen zu dir nehmen. Meiner Meinung nach hast du damit auch die Verantwortung für dieses Tier übernommen. Das bedeutet, dass du dafür zuständig bist, dass es genügend zu fressen bekommt, einen Schlafplatz hat, bei Bedarf tierärztlich versorgt wird und – ganz besonders wichtig – dass es ihm rundum gut geht.

Mit dem Fressen, dem Schlafplatz und dem Tierarzt das ist einfach. Das brauche ich nicht zu erklären. Aber wie sorgst du dafür, dass es ihm gut geht. Nun: Hunde sind sozial lebende Tiere und du (und deine Menschenfamilie) bist jetzt seine Familie. Du bist für Sozialkontakt, Streicheleinheiten, gemeinsame Erlebnisse und Erziehung zuständig. Und das sollte so gestaltet sein, dass es deinem Welpen gut geht. Dass er sich dabei wohlfühlt. Dass er dir vertraut. Dass er weiß, dass du für ihn da bist, wenn Gefahr droht. Dass er sich auf dich verlassen kann.

Und das passiert ganz sicher nicht, indem du ihn in kritischen Situationen „im Regen stehen lässt“. Sondern das passiert, indem du ihm Sicherheit gibst. Er darf sich hinter dir verstecken. Oder auf deinen Arm, wenn es ein kleiner Hund ist. Gleichzeitig überlegst du dir, wie du die Situation ein wenig „entgruseln“ und mit deinem Welpen gemeinsam die gefährlichen Dinge der Welt erkunden kannst. Eine Vorgehensweise habe ich in meinem Beitrag über ängstliches Verhalten beschrieben.

welpe mit angst beschützenWenn du deinen Welpen „an die Pfote“ nimmst und ihr nach und nach die Welt erkundet und dabei Spaß habt, wird er dir immer mehr vertrauen und ihr werdet von Tag zu Tag eine tiefere Beziehung aufbauen. Dein Hund weiß dann, dass er sich auf dich verlassen kann, denn du bist sein Held. Langfristig wird er immer weniger Angst haben, weil du ihm erstens zeigst, dass die Dinge nicht gefährlich sind und weil er zweitens weiß, dass er sich zur Not auf dich verlassen kann, weil du ihn beschützen wirst, wenn doch mal etwas Gruseliges kommt.

Mitgefühl statt Mitleid sollte dabei immer das Motto sein. Anstatt auch in einen Angstzustand zu verfallen und das „arme Tier“ zu bemitleiden, bist du ganz tapfer und zeigst ihm, dass das alles gar nicht so schlimm ist. Stell es dir einfach wieder vor wie bei einem Kind, dass sich das Knie aufgeschlagen hat. Viel besser als mit dem Kind mitzuheulen ist es, sich die Verletzung anzusehen, zu pusten und zu versichern, dass es schon bald wieder gut ist. Und natürlich hilft es auch, wenn du es in den Arm nimmst. Ich hoffe, du verstehst, was ich mit Mitgefühl meine.

Extratipp: Eine gute Möglichkeit zur gemeinsamen Entdeckung der Welt sind Trödelspaziergänge!

So vertraut dir dein Welpe

Fazit

Wenn du eine tolle Beziehung zu deinem Hund haben möchtest und es dir wichtig ist, dass dein Hund dir vertraut und weiß, dass er sich auf dich verlassen kann, dann beschütze ihn, wenn er Angst hat. Sorge aber auch dafür, dass er lernt, mit solchen Situationen umzugehen. Mit genügend Abstand, deiner Unterstützung und vielen Keksen geht das meist ganz schnell.

Wenn dir die Beziehung zu deinem Hund egal ist und du der Meinung bist, er muss alles alleine regeln, dann ignoriere ihn – er wird schon sehr bald gelernt haben, dass er auf dich nicht zählen muss.

Ich wünsche deinem Welpen einen mitfühlenden Menschen an seiner Seite.

Claudia

P.S.: Hör dir auch meine Podcast-Episode dazu an:

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  1. ich bin da ganz deiner meinung. wenn unser hund angst hat, kuschelt er sich an unsere beine. ich hocke mich dann hin und zeige ihm, dass ich da bin für ihn… aber ohne ihn zu bemitleiden. ich zeig ihm, dass alles gut ist, zb in dem ich dem ihm unheimlichen hund, vor drm er angst hat, streichle ,etc.

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